Zwiebel [1]

[1044] Zwiebel (Bulbus), eine meist unterirdische Sproß. form mit verkürzter, oft scheibenförmiger Achse (Zwiebelkuchen, Zwiebelscheibe) und dichtgedrängten Niederblättern. Letztere, die Zwiebelschuppen oder Zwiebelschalen, werden in manchen Fällen durch die verdickten Scheidenteile der oberwärts abgestorbenen Blätter ersetzt. Die äußern Blätter der Z. (Zwiebeldecken) sind gewöhnlich dünn und trocken und stellen bald, wie bei Arten von Lilium. eine schuppige, bald, wie bei Allium Cepa, eine schalige, aus rings geschlossenen Scheiden gebildete Hülle dar. Die innern, jüngern Blätter sind immer saftig, dick und fleischig infolge starker Entwickelung ihres Parenchyms und speichern Reservestoffe in sich auf (s. Speichergewebe). Die Zwiebelscheibe treibt an ihrem Rand, unterhalb der äußersten Zwiebeldecken, Nebenwurzeln in den Boden; eine Hauptwurzel fehlt, so daß die untere Fläche der Zwiebelscheibe glatt ist. Der blühbare Sproß bildet die unmittelbare Fortsetzung der Zwiebelscheibe nach oben. In den Achseln der Zwiebelschuppen können Knospen entstehen, die sich wiederum in Form von Zwiebeln ausbilden. Man nennt dieselben Zwiebelbrut (Proles), weil sie sich früher oder später von der Mutterzwiebel trennen und zur Vermehrung dienen. In einigen Fällen kommt auch eine Bildung von Zwiebeln in der Achsel von Laubblättern oder im Blütenstand vor (Brutzwiebeln; s. Vermehrung der Pflanzen). Die Zwiebelgewächse, die besonders in den trockenen Gegenden des Mittelmeergebietes, Zentralasiens und des Kaplandes zahlreich sind, vermögen ähnlich wie die Knollenpflanzen durch ihre unterirdischen Teile monatelange Perioden der Trockenheit zu überdauern. Vgl. Irmisch, Zur Morphologie der monokotyledonischen Knollen- und Zwiebelgewächse (Berl. 1850).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1044.
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