Monte Cassīno

[92] Monte Cassīno, berühmtes Kloster in der ital. Provinz Caserta, Kreis Sora, festungsartig auf einem Berge (519 m ü. M.) westlich über der Stadt Cassino (s. d.) gelegen, mit schöner, 1727 vollendeter Kirche, deren bronzenes Hauptportal im 11. Jahrh. zu Konstantinopel gegossen wurde, im Innern mit Marmor, Mosaiken, Wandmalereien, geschnitztem Stuhlwerk reich ausgestattet. Das Klostergebäude enthält ein Archiv von hohem historischen Wert, mit ca. 800 Urkunden von Päpsten und Fürsten, eine Gemäldegalerie und eine Bibliothek von 17,500 Bänden (darunter 500 Inkunabeln) und 1750 Manuskripten. Von der Loggia del Paradiso herrliche Aussicht. M. wurde als das Mutterkloster des Benediktinerordens 529 von Benedikt von Nursia an der Stelle eines Apollotempels gegründet, 589 von den Langobarden zerstört und 710 neu erbaut. Ebenso erhob es sich nach der Zerstörung durch die Sarazenen (884) 994 aufs neue. Der Neubau der prachtvollen Kirche geschah 1066 durch den Abt Desiderius, den spätern Papst Viktor III. Unter Johann XXII. (1321) wurde die Abtei zu einem Bistum erhoben. Nachdem 1349 ein Erdbeben das St ist völlig zerstört hatte, wurde es 1357–63 wieder aufgebaut. 1867 wurde das Kloster gleich den übrigen in Italien aufgehoben, jedoch zum Nationalmonument erklärt. Es befinden sich daselbst noch 30 Mönche, die ein theologisches Seminar mit Lyzeum und Gymnasium unterhalten. Vgl. Tosti, Storia della badia di M. (Neap. 1841–43, 3 Bde.; neue Ausg., Rom 1889–90, 4 Bde.) und Archivo Cassinese (das. 1847); Caravita, I codici e le arti a M. C. (Monte Cassino 1869–71, 3 Bde.); Taeggi, Paleografia artistica di M. (das. 1876 ff.); Rickenbach, M. von seiner Gründung bis zu seiner höchsten Blüte unter Abt Desiderius (Einsiedeln 1884); Clausse, Les origines bénédictines (Par. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 92.
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