Mutasiliten

[330] Mutasiliten (vom arab. mu'tafil, »Sektierer, Separatist«), Anhänger einer religiösen Sekte des Islams mit rationalistischen Lehren, gegründet von Wâssil ibn Atâ (110 d. H.). Sie waren am Ende des 2. und zu Anfang des 3. Jahrh. der Hedschra besonders zahlreich im Irâk Arabi und auch in Persien. Sie verwarfen die Attribute Gottes als der Einheit Gottes widerstreitend, indem z. B. Allwissenheit, Allmächtigkeit, Lebendigkeit zur Wesenheit Gottes gehören, nicht aber Kenntnis, Kraft, Leben zur Voraussetzung haben. Sie verwarfen ferner die Lehre von der absoluten Vorherbestimmung (Prädestination) und lehrten, daß Gott die Quelle alles Guten, nicht aber des Bösen sei, daß der Mensch willensfrei sei, daß das Gebet eines sündhaften Menschen von Gott nicht angenommen werde, daß der Koran geschaffen sei, daß Almosen und Gebet dem Toten nichts nützen, daß es am Tage des Jüngsten Gerichts keine Wage (mîsân) und kein Buch (kitâb) gebe etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 330.
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