Nahrungsverweigerung

[396] Nahrungsverweigerung (grch. Sitophobie), eine nicht seltene krankhafte Willensäußerung, die bei verschiedenen Geisteskrankheiten vorkommt, am häufigsten[396] in der Melancholie. Bald ist es eine dunkle Empfindung eines krankhaften Zustandes des Magens und Darmes, die dem Geisteskranken einen Abscheu gegen jede Nahrung eingibt; bald beruht die N. auf Halluzinationen, namentlich des Geschmackssinns, indem der Kranke ungenießbare, übelschmeckende Dinge vor sich zu haben glaubt, bald auf allerhand Wahnideen; bald ist die N. nur eine Modifikation des Selbstmordtriebs, die für den Kranken lebensgefährlich werden kann. Die Ernährung muß in solchen Fällen künstlich mit der Schlundsonde bewirkt werden, und wenn die Kranken durch willkürliches Erbrechen die Speisen wieder von sich geben, bleibt nur der Versuch durch Klistierernährung übrig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 396-397.
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