Nasenschmuck

[431] Nasenschmuck, eine bei vielen Völkern und zu allen Zeiten geübte Methode, dem eignen Gesicht etwas vor den übrigen Auszeichnendes zu verleihen; als am weitesten vorspringender, auffallendster und die Physiognomie am meisten charakterisierender Teil des menschlichen Antlitzes eignet sich die Nase am besten zur Verzierung. Um diese anzubringen, wird in der Regel die Nasenscheidewand (septum), seltener die äußere Bekleidung der Nasenhöhle durchbohrt. Für Amerika scheint nur die erste Methode üblich zu sein, bez. gewesen zu sein; die Nordwestamerikaner trugen früher im durchbohrten Septum Schmucksachen aus Kupfer, Knochen, Holz oder Haliotisschale, neuerdings tragen sie darin silberne Ringe oder rotes Wollengarn mit daranhängenden Haifischzähnen. Im tropischen Südamerika sind hier und da quer durchs Septum gesteckte Nasenstifte üblich (s. Tafel »Amerikanische Völker II«, Fig. 2), an denen in Guayana silberne Gehänge baumeln, und zwar halbmondförmige bei den Karaiben, kreisrunde bei den Wapiana. Diese Gehänge sind zuweilen so groß, daß ihr Träger sie beim Trinken aus einem Gefäß erst emporheben muß. Ähnliche Goldgehänge waren früher in Kolumbien und dem südlichen Mittelamerika üblich. Ebenfalls ein Gebiet des Septumschmuckes ist Melanesien, für das der Nasenstift (aus Knochen, Muschel etc.) geradezu charakteristisch ist (s. Tafel »Australier und Ozeanische Völker I«, Fig. 5, 7, 13). In Afrika tritt neben den Septumschmuck die Verzierung der Nasenflügel; sie ist besonders häufig auf dem von Arabien und Indien stark beeinflußten Ostrande (Sansibar, Suaheli). Ganz allgemein ist der Nasenflügelschmuck dann in Vorderindien bei den Hindufrauen und im vordern Orient (s. Tafel »Ostindische Kultur II«. Fig. 16). Neben Metallen aller Art treten selbst Gewürznelken als Zierat auf. Vereinzelt kommen endlich durch das Septum gezogene Nasenringe in der chinesischen Provinz Kiangsu vor; sie gelten hier (wie auch anderswo) nicht bloß als Schmuck, sondern als Amulett gegen Tod und Krankheit und als Bringer von Kraft und Gesundheit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 431.
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