Nauheim

[464] Nauheim (Bad-N.), bei Frankfurt a. M., Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Usa, am Nordostabhang des Taunus und an der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Kassel-Frankfurt a. M., 144 m ü. M., hat 3 evangelische, eine katholische und eine englische Kirche, Synagoge, Realschule, Amtsgericht, Notariat, eine uralte Saline, ein sehr schönes Kurhaus, komfortable Badeeinrichtungen, Inhalatorium, weitreichende Gradierbauten, ausgedehnte große Parkanlagen und (1905) 5054 meist evang. Einwohner. – Bohrungen, seit 1816 zur Erzielung einer reichhaltigern Sole angestellt, brachten die vorzüglichsten Solquellen mit reichem Kohlensäuregehalt von 29–39° zutage (Zusammensetzung s. Tabelle »Mineralwässer VIII°«). Es erfolgte 1834 die Gründung der ersten Badeanstalt, die 1905 aus acht großen Badehäusern mit 400 Badezellen besteht. Zum Trinken benutzt man den Kurbrunnen und Karlsbrunnen, welcher der Homburger Elisabethquelle ähnlich ist, die Ludwigsquelle, einen alkalischen Säuerling, die Löwenquelle und den Schwalheimer Brunnen (Tafelwässer), zu Solbädern den Großen Sprudel, die Friedrich Wilhelms-Quelle und die Ernst Ludwigs-Quelle und zwar hauptsächlich gegen Rheumatismus, Rückenmarksleiden, Gicht, Fettsucht, Frauenkrankheiten etc., besonders aber gegen Herzkrankheiten. Die Zahl der Badegäste beträgt jährlich ca. 26,000, die Zahl der jährlich abgegebenen Bäder über 380,000. Produktion der Saline: Kochsalz, Badesalze und vorzügliche Mutterlauge. – N. war während des ersten französischen Kaiserreichs Dotation des Marschalls Davout, wurde 1854 Stadt, gehörte bis 1866 als Enklave zu Kurhessen und ward darauf von Preußen an das Großherzogtum Hessen abgetreten. Vom Turm des nahen Johannisberges hat man eine herrliche Aussicht. Am Fuß dieses Berges 30. Aug. 1762 Gefecht zwischen den Alliierten und Franzosen, ein andres im Oktober 1792 zwischen Hessen und Franzosen. Vgl. Grödel, Bad N., seine Kurmittel etc., nebst Führer (9. Aufl., Friedb. 1903); Bode, Bad N., seine Kurmittel und Erfolge (2. Aufl., Wiesbad. 1889); Credner, Die Kurmittel in Bad N. (Leipz. 1894; weitere Schriften 1898[464] und 1901); Schott, Die Heilfaktoren Bad-Nauheims (Wiesbad. 1900); Franze, Ärztlicher Führer etc. (Friedb. 1902); Weber, Die Park- und Waldanlagen vom Bad N. etc. (Nauh. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 464-465.
Lizenz:
Faksimiles:
464 | 465
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika