Nebenĭus

[487] Nebenĭus, Karl Friedrich, bad. Staatsmann, geb. 29. Sept. 1784 in Rhodt bei Landau, gest. 8. Juni 1857 in Karlsruhe, studierte die Rechte, ward Advokat in Rastatt, 1807 Finanzsekretär, 1810 Kreisrat in Durlach, 1811 Finanzrat und 1819 Geheimer Referendar. Er arbeitete die badische Verfassung von 1818 aus, wohnte als Regierungskommissar dem ersten badischen Landtag bei und vertrat den Anschluß Badens an den deutschen Zollverband (vgl. seine Schrift »Der Deutsche Zollverein, sein System und seine Zukunft«, Karlsr. 1835); doch erreichte er auf dem Handelskongreß in Darmstadt sein Ziel nicht. 1823 Vorstand der Gesetzgebungskommission geworden, erhielt N. 1831 die Oberaufsicht über die höhern Lehranstalten, ward 1835 Oberhofrichter, schied aber 1836 aus dem Staatsdienst aus. Kurz darauf als Direktor in das Ministerium des Innern berufen, war er April 1838 bis Oktober 1839 Minister des Innern. 1843 zum Mitgliede der Ersten Kammer ernannt, ward er im April 1845 wieder Minister des Innern und im März 1846 Präsident des Staatsrats, trat aber im Mai 1849 mit dem gesamten Ministerium zurück, lebte, zuletzt erblindet, literarischen Arbeiten und trat nur noch bei den Verhandlungen über die deutsche Verfassungsreform in der Broschüre »Baden in seiner Stellung zur deutschen Frage« (Karlsr. 1850) öffentlich hervor. Von seinen volkswirtschaftlichen Schriften sind hervorzuheben: »Betrachtungen über den nationalökonomischen Zustand Großbritanniens« (Karlsr. 1818); »Der öffentliche Kredit« (das. 1820, 2. Aufl. 1829); »Über technische Lehranstalten« (das. 1833); »Über die Herabsetzung der Zinsen der öffentlichen Schulden« (Stuttg. 1837); »Über die Zölle des Zollvereins zum Schutze der einheimischen Eisenproduktion« (Karlsr. 1842) und »Die katholischen Zustände in Baden« (das. 1842), eine Entgegnung auf Mones gleichnamige (anonyme) Schrift. Aus seinem Nachlaß erschienen eine Biographie des Großherzogs Karl Friedrich von Baden (Karlsr. 1868) und die »Geschichte der Pfalz« (Heidelb. 1874). Vgl. Beck, Karl [487] Friedrich N. (Mannh. 1866); Böhtlingk, Karl Friedrich N. Der Deutsche Zollverein etc. (Karlsr. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 487-488.
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