Netscher

[535] Netscher, 1) Kaspar, Maler, geb. 1639 in Heidelberg als Sohn des Bildhauers Johann N., gest. 15. Jan. 1684 im Haag, kam schon als Kind nach Holland, widmete sich zuerst als Adoptivsohn eines Arztes in Arnheim dem Studium der Medizin, sodann aber bei H. Coster, einem Stillebenmaler in Arnheim, und bei Terborch in Deventer der Kunst. Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich (Bordeaux) ließ er sich 1661 im Haag nieder. N. malte nach dem Vorbild Terborchs meist Genrebilder aus dem Leben der höhern Stände, besonders musizierende Damen und Herren, aber auch Kücheninterieurs und Schäferstücke, ferner Bildnisse, mythologische und geschichtliche Bilder in seiner, emailartiger Behandlung, die sich oft in manierierte Glätte verliert. Seine Bilder sind sehr zahlreich und fast in allen Galerien vorhanden. Neun seiner Kabinettsstücke besitzt die Dresdener Galerie (darunter: Gesang mit Klavierbegleitung, die kranke Dame mit ihrem Arzt, der Briefschreiber, Frau von Montespan, die Harfe spielend), fünf die Münchener Pinakothek. – Auch seine Söhne Theodor, geb. 1661 in Bordeaux, gest. 1732 in Hulst, und Konstantin, geb. 1668 im Haag, gest. daselbst 1721, waren Maler, letzterer besonders Bildnismaler.

2) Frans, niederländ. Schriftsteller, geb. 1864 im Haag, war 1891–1900 Chefredakteur des Blattes »De Kampioen«, seit 1896 zugleich auch der »Hollandschen Revue«, lebt in Santpoort. N. gehört zur Gruppe der Zeitschrift »De nieuwe Gids« (s. Gids); er schrieb die Novellensammlungen »Studies naar het naakt model« (Haag 1886), »Menschen om ons« (das. 1888), »Karakters« (1900), den Roman[535] »Egoïsme« (Nimwegen-Arnheim 1892) und die Parlamentsskizzen »Inen om de Tweede Kamer« (Amsterdam 1889). Auch als Kritiker ist er tätig.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 535-536.
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