Terborch

[417] Terborch (früher Terburg genannt), Gerard, niederländ. Maler, geb. Ende 1617 in Zwolle, begraben 8. Dez. 1681 in Deventer, war Schüler seines Vaters Gerard (1584–1662), von dem sich nur Handzeichnungen erhalten haben, ging 1632 nach Amsterdam und von da nach Haarlem, wo er zu P. Molyn dem Ältern in die Lehre trat, aber mehr von Frans Hals beeinflußt wurde, was sich sowohl in seinen Bildnissen als in seinen eleganten Sittenbildern zeigt. 1635 trat er in die Lukasgilde zu Haarlem ein, ging aber noch in demselben Jahre nach England und von da nach Italien. Nach seiner Rückkehr hielt er sich eine Zeitlang in Amsterdam auf, wo er Rembrandts Einfluß erfuhr, und 1646 ging er nach Münster, wo er unter anderm das berühmte Bild des Friedensvertrags zwischen Spanien und Holland mit 60 Bildnissen (jetzt in der Nationalgalerie zu London) malte. Während eines einjährigen Aufenthalts in Madrid vervollkommte er seinen Stil durch das Studium Tizians und des Velazquez. 1650 war er wieder in Holland, ließ sich 1654 in Deventer nieder und wurde hier später Mitglied des Gemeinderates, den er 1667 in einem Regentenstück verewigte. T. ist der geistvollste holländische Sittenmaler; er verband in seiner meist nur zwei oder drei Personen umfassenden psychologischen Feinheit die Charakteristik mit vornehmer, anmutiger Darstellung und glänzender koloristischer Behandlung der Stoffe und wußte dadurch selbst heikle Motive zu adeln. Seine Hauptwerke sind: die Konsultation (1635, das früheste datierte) und das Konzert (beide im Museum zu Berlin), die väterliche Ermahnung (im Reichsmuseum zu Amsterdam, ein zweites Exemplar in Berlin), die Lautenspielerin und der brieflesende Offizier mit dem Trompeter (in der Dresdener Galerie), die Depesche (im Museum des Haag), die Lautenspielerin und das musizierende Paar (in der Galerie zu Kassel), die Musikstunde (in der Nationalgalerie zu London), der Leseunterricht, die Musikstunde und der Offizier und das Mädchen (im Louvre zu Paris), der Bote vom Lande, der Liebesantrag, das Glas Limonade und das Konzert (in der Eremitage zu St. Petersburg) und die Äpfelschälerin (in der kaiserlichen Galerie zu Wien).

G. Terborch.
G. Terborch.

Ausgezeichnete, meist in kleinem Maßstab ausgeführte Bildnisse von T. besitzen die Galerien in Amsterdam, Berlin, im Haag u. a. T. hat auch zahlreiche Handzeichnungen hinterlassen (s. das Monogramm). Vgl. Moes, G. T.en zijne familie (in der Zeitschrift »Ond Holland«, 1886); Lemcke in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd. 2; E. Michel, G. Terburg et sa famille (Par. 1888); Rosenberg, T. und Jan Steen (Bielef. 1897); Bode, Rembrandt und seine Zeitgenossen (2. Aufl., Leipz. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 417.
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