Normalprofil

[782] Normalprofil. Auf einer im Beharrungszustande befindlichen Strecke eines natürlichen Flußlaufes stehen Gefällverhältnis, mittlerer Querschnitt und mittlerer benetzter Umfang in richtigen Beziehungen zur Widerstandsfähigkeit des Flußbettes. Wenn der Flußlauf im nämlichen Erdreich geändert und das natürliche Flußprofil durch ein künstliches von bestimmter geometrischer Form ersetzt werden soll, so sucht man aus der beharrlichen Strecke des natürlichen Flußlaufes Anhaltspunkte zu gewinnen, um danach das künstliche Profil so zu gestalten, daß die neue Flußstrecke denselben Beharrungszustand verspricht wie die natürliche Musterstrecke. Die auf solchem Wege gefundene künstliche Querschnittform heißt das gleichwertige Profil oder das Normalprofil für die gegebene Flußstrecke, und die Wasserspiegelbreite des Normalprofils heißt die Normalbreite für den maßgebenden Wasserstand. Von der richtigen Bestimmung des Normalprofils hängt es hauptsächlich ab, ob die neue Flußstrecke mit einfachen Mitteln und geringen Kosten zu erhalten ist. Häufig genügt es, die Normalbreite durch geeignete Uferbauten festzulegen; der Fluß wird dazwischen sein Bett mit der Zeit selbst ausgraben und im günstigen Fall eine beharrliche Lage einnehmen. – In der Technik versteht man unter N. vereinbarte Querschnitte einzelner Konstruktionselemente, von Röhren, Straßen, Tunnels Brücken. Im Eisenbahnwesen heißt N. (neuerdings »Umgrenzung«) des lichten Raumes für Haupt- und vollspurige Nebeneisenbahnen die vom Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen festgesetzte und von den zuständigen Behörden des Deutschen Reiches (und andrer Länder) angenommene Gestalt des Raumes, der für die Durchfahrt der Eisenbahnzüge mit allen zulässigen Betriebsmitteln unter allen Umständen frei gehalten werden muß, damit diese nirgends anstreifen und dadurch Gefahr herbeiführen können. Eine genaue Festsetzung dieser Umgrenzung ist sowohl für alle über und neben den Gleisen vorkommenden Bauten, Schranken, Geländer, Tunnel etc., als auch für den Bau der Betriebsmittel von der größten Wichtigkeit.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 782.
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