[773] Bett, Vorrichtung zum Ruhen in liegender Stellung, speziell die Lagerstätte zur nächtlichen Ruhe. Die Ägypter hatten hochbeinige Bettgestelle, mit Polstern belegt und mit einem Mückennetz ringsum abgeschlossen. Charakteristisch sind ihre aus Stein, Holz oder Metall gearbeiteten halbkreisförmigen Kopfstützen. Assyrer, Meder, Perser hatten ähnliche Betten mit bunten Teppichen und Zierat aus Metall, Perlmutter, Elfenbein. Das B. des Odysseus war ein verziertes vierfüßiges Rahmenwerk, bespannt mit Riemen aus purpurn schimmernder Stierhaut und bedeckt mit Fellen und Teppichen, mit leinenem Überzug und wolligem Mantel als Decke. Die Griechen hatten hölzerne und bronzene Bettstellen, oft mit reichverzierten Füßen und lehnenartiger Erhöhung am Kopfende. Auf Gurten ruhte die Matratze und ein rundes Kopfpolster, bedeckt mit Leinentüchern, wollenen Decken, Fellen oder einem Lederüberznug. Das B. der Römer (lectus cubicularis) war ein Gestell aus Holz oder Bronze, oft mit Metall oder Elfenbein verziert, und trug auf Gurten die mit Schilf, Heu, Wolle oder Federn gefüllte Matratze (culcita, torus); am Kopfende lagen kleine Kissen (pulvinus, cervicalia). Über die Matratze breitete man kostbare Decken (stragula). Ebenso reich waren die Behänge (toralia), die von der Matratze bis auf den Fußboden reichten. Die hintere Seite des Bettes war oft mit einer Lehne (pluteus) versehen. Außer diesen Schlafbetten hatten die Römer das Ehebett (lectus genialis), das niedrige Krankenlager (scimpodium), das Paradebett der Toten (lectus funebris), das Ruhebett (l. lucubratorius), auf dem man las, meditierte oder liegend schrieb, und das niedrige, sofaartige Speisebett (l. triclinaris). Die Abbildungen zeigen einige antike Bettgestelle.
Die alten Deutschen mögen auf dem Boden, auf einer mit Tierfellen bedeckten Laubschicht, auch in kastenartigen, mit Laub, Moos etc. gefüllten Gestellen geruht haben. Noch im frühen Mittelalter bedeckte man den Fußboden oder eine Wandbank mit Teppichen, belegte diese mit Kissen, die mit Federn (plumît) oder fester mit Wolle oder Haaren gestopft waren (matraz), und benutzte Pelze als Decken. Man legte sich damals meist nackt ins B. und hüllte sich in das große, über die Kissen gebreitete Leintuch (Leilachen, linde Wat, Linten). Vom 13. Jahrh. an wurden die hölzernen Bettstellen mit eingelegter Arbeit verziert, geschnitzt und bemalt. Damals entstanden auch die Spannbetten, die am Tag als Sofa dienten. Auf einem vierfüßigen, mit Gurten (Strangen) überspannten Gestell lag das lederne, mit seidenen Stoffen überzogene und mit Federn gefüllte Unterbett, das mit der gesteppten Decke (Kulter) bedeckt wurde. Auf dieses Möbel wurde für die Nacht ein leinenes Bettuch (Leilachen) gebreitet und noch einige Kissen, namentlich das sogen. Oberkissen (Pfellet), hinzugefügt. Als Zudecken dienten seidenbezogene, pelzgefütterte Decken. Bettvorhänge wurden an der Decke oder an einem von der Wand ausgehenden eisernen Arm befestigt. In der gotischen Zeit entstand das Himmelbett, das vollständig von Vorhängen untschlossen war oder wie ein kleines Haus mit hölzernen Wänden und einer Tur im Zimmer stand. Int 18. Jahrh. benutzte man zuerst Federkissen als Decken und gab dem B. am Kopfende zwei Pfosten, die Vorhänge trugen. Ein solches B. wurde Paradebett, auf dem liegend die Dame des Hauses im chambre de lit Besuche empfing. Diese Sitte wurde auch am französischen Hof angenommen. Im Prunkgemach mit Paradebett fand das grand lever statt, bei dem vornehme Personen, namentlich fremde Gesandte, empfangen wurden, die zwar nicht zum Betreten des Schlafzimmers (zum petit lever) berechtigt waren, aber doch vor den übrigen Höflingen ausgezeichnet werden sollten. Später nahm das B. wieder einfachere Formen an, doch blieb es in Frankreich und England viel reicher, größer und gesünder als in Deutschland.
(Hygienisches.) Das B. soll die Erhaltung des Wärmegleichgewichts sichern, ohne die Hautatmung übermäßig zu beschränken. Federbetten, nur bei strenger Kälte für blutarme, schwächliche Personen geeignet, verweichlichen die Haut und verhindern die Hautausdünstung um so mehr, als die Federn in sehr dichten Geweben stecken müssen.
Viel zweckmäßiger sind Wolldecken, mit denen man durch Wechsel der Zahl der Schichten viel besser der herrschenden Temperatur sich anbequemen kann. Zur Reinhaltung und zurVermeidung des Hautreizes sind sie mit einem Überzug aus lockerm baumwollenen Stoff zu umgeben. Steppdecken mit Baumwollfüllung sind zu verwerfen, wenn sie viel Appreturstoffe enthalten, welche die Poren verstopfen und der Zersetzung unterliegen. Der Teil des Bettes, auf dem der Körper ruht, muß genügende Elastizität besitzen, um Druckwirkungen zu vermeiden. Man verwechselt aber in der Regel Weichheit und Elastizität und gelangt dadurch zu den verwerflichen Unterbetten. Die gewöhnlichen Sprungfedermatratzen sind schwer zu handhaben, werden deshalb selten gereinigt und speichern allmählich große Staubmassen auf. Viel besser sind Böden aus elastischem Drahtgewebe (Reformbetten) mit Zug- und Sprungfedern, die man nur mit einer mit gereinigtem Roßhaar, gereinigter Wollwatte, Indiafaser, Kapok oder Alpengras gefüllten Matratze bedeckt. Dazu kommt ein nicht zu hohes, keilförmiges, mit Roßhaar oder Wollwatte gefülltes Kopfkissen. Auf Matratze und Keilkissen wird ein baumwollenes Bettuch gebreitet. Bei starker Kälte kann man auf die Matratze noch eine[773] wollene Decke legen, und wer am Kopf empfindlich ist, benutzt ein Kopfkissen aus lockerem baumwollenen Gewebe, das am besten mit Roßhaar gefüllt wird. Eiserne Bettstellen können leichter und gründlicher gereinigt werden als hölzerne, sie sollen so hoch sein, daß man das B. bequem besteigen und den Fußboden unter dem B. leicht reinigen kann. Das Kopfende des Bettes soll der Fensterwand zugekehrt sein, weil einfallendes Licht noch durch die geschlossenen Augenlider als Reiz wirkt. Vorteilhaft stellt man das B. in einiger Entfernung von der Wand auf, damit die Luft überall Zutritt hat und die Reinigung nicht behindert wird. Bettvorhänge sammeln Staub und beeinträchtigen die Luftbewegung. Morgens soll das B. mit zurückgeschlagener Decke bei geöffneten Fenstern gründlich durchlüftet werden. Die beste Lage im B. ist wohl die Rückenlage, bei der sich die Luugen ungehindert ausdehnen können, während sie bei Seitenlage wie auch das Herz zusammengedrückt werden.
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