Obradović

[879] Obradović (spr. obrādowitch), Dimitrije (späterer Mönchsname: Dositheus), verdienstvoller serb. Schriftsteller und Gelehrter, geb. 1739 zu Csakovár im Banat, gest. 7. April 1811 in Belgrad, trat 1753 heimlich in das Kloster Opowo in Syrmien ein, führte dann viele Jahre ein Wanderleben in Dalmatien, war auf dem Berg Athos und in Smyrna, wo er drei Jahre lang die Vorlesungen des Griechen Hierotheos hörte, in Albanien, Korfu, Wien, Italien und Konstantinopel, überall als Erzieher und Lehrer tätig und sich mit den Sprachen und Literaturen des Altertums wie der neuern Zeiten bekannt machend. Als er 1783 als Erzieher zweier Rumänen nach Halle kam, hörte er selbst noch fleißig Philosophie, Ästhetik und Theologie und gab sein interessant geschriebenes Buch »Leben und Abenteuer« (»Zivot i priključenija«, Leipz. 1783) heraus, dem bald »Ratschläge des gefunden Menschenverstandes« (»Saveti zdravoga razuma«, das. 1784) und »Die Fabeln des Äsop« (das. 1788) folgten. O. hatte inzwischen auch Paris und London besucht, war 1788 in Rußland, lebte dann mehrere Jahre in Wien, seit 1802 in Venedig und siedelte 1807 nach Belgrad über, wo er zum Senator und Unterrichtsminister ernannt wurde. Obradovićs Schriften waren grundlegend und epochemachend für die serbische Literatur, weil in ihnen zum erstenmal die wirkliche serbische Volkssprache (statt der bisher üblichen kirchenslawischen Büchersprache) zur Anwendung kam. O. genießt daher als der erste wirkliche Volksschriftsteller der Serben hohes Ansehen. Die beste Ausgabe seiner Werke ist die von G. Vozarović (Belgrad 1833–45, 10 Bde.). Vgl. Milan Šević (Maksimović), Dositheus O., ein serbischer Aufklärer des 18. Jahrhunderts (Neusatz 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 879.
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