Odem [2]

[898] Odem (griech., Anschwellung, Geschwulst), das Durchtränktsein von Bindegewebe mit wässeriger, aus den Blutgefäßen ausgetretener Flüssigkeit. Das O. ist also gleichbedeutend mit Wassersucht (s. d.) der Gewebe. Es kommt teils durch örtliche Störungen des Kreislaufs, durch Entzündungen (Rotlauf, Furunkel, Milzbrand), teils durch Druck auf größere Venen bei Geschwülsten, teils durch allgemeine Kreislaufstörungen bei Herz- und Nierenkrankheiten zustande. Die ödematösen Teile sind vergrößert, blaß, mehr oder weniger durchscheinend, meist teigig anzufühlen; die sie überziehende Haut oder Schleimhaut ist glatt, faltenlos und blutarm. Die Eigenwärme der Teile ist infolge der verlangsamten Blutbewegung in der Haut vermindert; beim Fingerdruck auf dieselben bleibt eine Grube zurück, die sich nur langsam wieder ausgleicht. Bei allgemeinem O. sind die verschiedenen Körperstellen stets in verschiedenem Grade ödematös, bei sehr starkem O. kann es zur Dehnung und Zerreißung der Haut und zum Durchsickern der Flüssigkeit aus den Rißstellen kommen. Zur Beseitigung allgemeiner Ödeme gibt man Medikamente, die starke wässerige Ausscheidungen seitens der Haut, des Darmes und der Nieren zur Folge haben. Vgl. Wassersucht. – Als malignes (bösartiges) O. bezeichnet man eine durch Einwanderung eines Entzündung erregenden Spaltpilzes, des Bacillus oedematis maligni, in das Gewebe hervorgerufene Durchtränkung des Unterhautbindegewebes auf große Strecken mit blutig-seröser Flüssigkeit, in der jener Spaltpilz sich massenhaft vorfindet. Dieses O. führt in kurzer Frist zum Tode. – Eine nicht scharf begrenzte Ausbreitung einer Vereiterung in Geweben, im Gefolge der Wundinfektion, hat Pirogoff als akut-purulentes O. bezeichnet. – Als akutes, umschriebenes Hautödem bezeichnet man rasch entstehende, nesselsuchtartige, aber durch ihre Größe (bis Faustgröße) eigentümliche Anschwellungen an beliebigen Körperstellen, die besonders durch Kälteeinwirkung und durch andre unbekannte Einflüsse entstehen und rasch wieder vergehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 898.
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