Otto von Freising

[258] Otto von Freising, Geschichtschreiber des deutschen Mittelalters, geb. um 1114, gest. 21. Sept. 1158, dritter Sohn des Markgrafen Leopold IV. von Österreich und Agnes', der Tochter Kaiser Heinrichs IV., der Witwe Friedrichs von Staufen, wurde in seinem 14. Jahre von seinem Vater zum Propst des Stiftes Kloster-Neuburg ernannt und studierte in Paris. 1130 trat er zu Morimund in Burgund in den Cistercienserorden ein, wurde 1132 Abt dieses Klosters und 1137 Bischof zu Freising, wo er den äußern Bestand der Kirche sicherte und ihre innere Reform mit Erfolg betrieb. Auch war er einer der ersten, welche die aristotelische Philosophie in Deutschland einführten. 1147–49 machte er den unglücklichen Kreuzzug Konrads II. mit. Er starb auf einer Reise in Morimund. O. verfaßte 1143–46 in acht Büchern seine sogen. Chronik, mehr ein geschichtsphilosophisches Werk: »De duabus civitatibus«, d.h. über die zwei Reiche (das himmlische und das elende irdische), das sich durch Reinheit der Sprache und Beherrschung des Stoffes auszeichnet und auch manche wichtige Nachrichten enthält; es wurde weit verbreitet und übte auf die Geschichtsauffassung der damaligen Zeit großen Einfluß. Als Quelle wertvoller sind die auf Anregung des Kaisers selbst verfaßten »Gesta Friderici imperatoris« (bis 1156), die sein Schüler Ragewin fortgesetzt hat. Herausgegeben wurden Ottos Werke zuerst von [258] Cuspinian (Straßb. 1515), dann von Wilmans in »Monumenta Germaniae historica, Scriptores«, Bd. 20 (Sonderausgabe, Hannov. 1867, 2 Bde.), übersetzt von Kohl (neue Ausg., Leipz. 1894). Vgl. Hashagen, O. v. F. als Geschichtsphilosoph und Kirchenpolitiker (Leipz. 1900); Schmidlin, Die geschichtsphilosophische und kirchenpolitische Weltanschauung Ot los v. F. (Freiburg 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 258-259.
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