Palais-Royal

[314] Palais-Royal (spr. palä-rŭajáll, »königlicher Palast«), ein von Jacques Lemercier für den Kardinal Richelieu 1629–36 gegenüber dem Louvre in Paris erbauter Palast, den 1643 die Witwe Ludwigs XIII. mit ihren Söhnen Ludwig XIV. und Philipp von Orléans bewohnte. Später bewohnte ihn letzterer allein mit seiner Gattin Elisabeth Charlotte von der Pfalz. Von da ab blieb er im Besitz der Orléans. Philipp Egalité ließ 1781–86 den Garten mit Gebäuden umgeben, die sich nach dem Garten in Arkaden öffnen. Sie wurden an Kaufleute und Gastwirte vermietet und dienen noch heute diesem Zwecke. Zur Zeit der ersten Revolution war dieser Teil des P. der Sammelpunkt aller unruhigen Köpfe. Während der Revolution von 1848 ward das Innere des P. gänzlich verwüstet, und während der Kommuneherrschaft im Mai 1871 wurde der südliche Flügel niedergebrannt, aber später wieder aufgebaut. Das P. ist Sitz des Staatsrats, des Rechnungshofes und der Direktion der schönen Künste; im südwestlichen Teil befindet sich das Théâtre-Français (s. d.). Vgl. Champier und Sandoz, Le Palais-Royal 1629–1901 (Par. 1900 bis 1901, 2 Bde.); Augé de Lassus, La vie an P. (das. 1904). – Ein andres an der Nordwestecke des P. befindliches Theater, das Théâtre du P., 1783 erbaut, besonders seit 1830 in Aufnahme gekommen, kultiviert namentlich Lustspiel und Posse niedern Genres. Vgl. Hugot, Histoire du théâtre du P. (Par. 1886).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 314.
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