Pauline

[515] Pauline, Christine Wilhelmine, Fürstin zur Lippe, geb. 23. Febr. 1769 in Ballenstedt, gest. 29. Dez. 1820, Tochter des Fürsten Friedrich Albert von Anhalt-Bernburg, hervorragend geistig gebildet, war des Lateinischen mächtig, mit der dänischen Literatur vertraut und stand mit dem Dichter Gleim in dauerndem Briefwechsel. An den Regierungsgeschäften beteiligt, führte sie seit 1790 einen Teil der Korrespondenz ihres Vaters. Am 2. Jan. 1796 vermählte sie sich mit dem Fürsten Leopold von Lippe-Detmold und führte nach dessen Tod (1802) für den Erbprinzen Paul Alexander Leopold die vormundschaftliche Regierung durchaus selbständig. Sie hob die Leibeigenschaft auf, gründete eine der ersten Kleinkinderbewahranstalten in Deutschland und sorgte überhaupt für Verbesserung des Armen- und Schulwesens. 1807 entschied sie sich für den Rheinbund und wußte in Paris die Achtung Napoleons I. und Josephines vertraute Freundschaft zu gewinnen. 1820 übergab sie die Regierung ihrem Sohn. Eine geistvolle Dichtung von ihr: »Die Teestunde einer deutschen Fürstin«, steht in der »Iduna« von 1805. Ihren Briefwechsel mit Herzog Friedrich Christian von Augustenburg 1790–1812 gab Rachel (Leipz. 1903) heraus. Vgl. Kiewning, Die auswärtige Politik der Grafschaft Lippe vom Ausbruch der französischen Revolution bis zum Tilsiter Frieden (Detmold 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 515.
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