[515] Paulicĭaner, gnostisch-manichäische Sekte im Orient. Sie unterschieden einen bösen Gott, als Urheber der sinnlichen Schöpfung und des Judentums, und einen guten, vollkommenen Gott, verwarfen, im Gegensatz zur herrschenden Kirche, die Verehrung der Heiligen, der Bilder, des Kreuzes und der Reliquien, das Fasten, das Mönchtum, die Hierarchie sowie alle sinnlichen Formen des Kultus. Ihren Bibelglauben stützten sie vorzugsweise auf die Paulinischen Briefe; doch ist nicht sicher, daß sie ihren Namen P. hiervon erhalten haben, da ältere Berichte auch einen Paulus als ihren Führer kennen. Der Syrer Konstantin verbreitete ihre Lehre seit 660 zu Kibossa in Armenien, bis er 684 auf Befehl des kaiserlichen Beamten Simeon gesteinigt wurde; Simeon selbst aber nahm davon einen so mächtigen Eindruck mit hinweg, daß er bald an die Spitze der P. trat, weswegen er 690 auf dem Scheiterhaufen starb. Nach mannigfachen Verfolgungen, die meist von den bilderfreundlichen Kaisern ausgingen, wurden die P. um 970 nach Thrakien verpflanzt, um zur Bewachung der dortigen Reichsgrenzen zu dienen. Viele gingen unter Alexios Komnenos (10811118) zur herrschenden Kirche über; andre vermischten sich mit den Resten der Massalianer (s. d.), woraus die Bogomilen (s. d.) hervorgingen. Vgl. Döllinger, Beiträge zur Sektengeschichte des Mittelalters, Bd. 1 (Münch. 1890); Karapet Ter-Mkrttschian, Die P. im byzantinischen Kaiserreich (Leipz. 1893); »The key of truth, a manual of the Paulician church« (hrsg. von Conybeare, Oxford 1898).