Poitou

[68] Poitou (spr. pūatū), ehemalige Provinz im südwestlichen Frankreich, zerfiel in Oberpoitou (das gegenwärtige Depart. Vienne) und Niederpoitou (die Departements Deux-Sèvres und Vendée). Hauptstadt war Poitiers. Das Land P. war im Altertum von den Piktavern oder Piktonen bewohnt und wurde nach der Eroberung durch die Römer mit Aquitania secunda vereinigt. Im 5. Jahrh. n. Chr. besetzten es die Westgoten, und 507 eroberten es die Franken unter Chlodwig. 778 übertrug Karl d. Gr. P. einem Grafen. Gegen Ende des 9. Jahrh. machten sich diese Grafen erblich und nahmen um 908 den Titel Herzoge von Aquitanien an. Nachdem P. 1152 durch die Heirat Eleonorens von P. mit Heinrich Plantagenet an die Könige von England gekommen war, nahm es König Philipp August von Frankreich 1205 jenen wieder ab, und 1259 wurde es im Frieden von Abbeville förmlich an Frankreich abgetreten. Nach der Schlacht von Maupertuis (1356) kam P. durch den Frieden von Bretigny abermals an die Engländer,. denen es Karl V. 1369 wieder entriß. Karl gab es seinem Bruder Johann, Herzog von Berry, und nach dessen Tod wurde es mit der französischen Krone vereinigt. Vgl. Vesly, Histoire des comtes de Poictou et ducs de Guyenne (Par. 1647); Auber, Histoire du P. (Poitiers 1885–93, 9 Bde.); Richard, Histoire des comtes de P. 778–1204 (Par. 1903–04, 2 Bde).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 68.
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