Ponsard

[147] Ponsard (spr. pongßār), François, franz. Dramatiker, geb. 1. Juni 1814 in Vienne, gest. 31. Juli 1867 in Paris, war für die juristische Laufbahn bestimmt, hatte aber größere Neigung zur Dichtkunst (1837 übersetzte er Byrons »Manfred«) und schrieb unter dem Einflusse der von der Rachel in der klassischen Tragödie errungenen Triumphe ein Trauerspiel: »Lucrèce«, das im »Odéon« bei der ersten Ausführung, 22. April 1843, einen glänzenden Erfolg davontrug, während die »Burggrafen« Victor Hugos leere Bänke sahen. Fast auf gleicher Höhe stand die modernere Tragödie »Agnès de Méranie« (1846), während das gleichwertige Trauerspiel »Charlotte Corday« (1850) infolge der politischen Veränderungen abgelehnt wurde. Sein bestes Werk lieferte P. in dem satirischen Lustspiel »L'honneur et l'argent« (1853), worin er die Gier nach Gold und Ehrenstellen geißelte; auch die Akademie öffnete ihm ihre Pforten. Nicht geringern Erfolg hatte sein nächstes Lustspiel: »La bourse« (1856), während seine Trilogie »Ce qui plaît aux femmes« (1860), eine Schilderung des sozialen Elends und der Korruption, durchfiel. Schon krank, brachte er noch zwei Tragödien auf die Bühne: »Le lion amoureux« (1866), ein treues Bild der Sitten und Zustände unter dem Direktorium, und »Galilée« (1867), das reich an schwunghaften Stellen ist, aber schwächlich abschließt, indem Galilei aus Rücksicht für seine Tochter widerruft. Im einzelnen sind seine Stücke zu streng historisch, ohne Rücksicht auf die Perspektive der Bühne; es fehlt ihnen daher Leben und Schwung der Begeisterung.[147] Seine »Œuvres complètes« erschienen 1866 bis 1876 in 3 Bänden. Vgl. J. Janin, François P. (Par. 1872); Latreille, La fin du théâtre romantique et François P. (das. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 147-148.
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