[611] Hugo (franz. Hugues), Mannesname, ist eigentlich nur die volltönend erhaltene, durch Kürzung entstandene Koseform eines zusammengesetzten altdeutschen Namens, dessen erster Teil althochdeutsch Hugu lautet (vgl. Hubert). Merkwürdig sind:
1) H. der Große, Herzog von Francien, Sohn des Grafen Robert von Paris, des Gegenkönigs Karls des Einfältigen, lenkte nach dem Tode seines Vaters in der Schlacht bei Soissons 923 die Königswahl auf seinen Schwager, den Herzog Rudolf von Burgund, und nach dessen Tode 936 auf den Karolinger Ludwig IV. mit dem Beinamen Transmarinus, d'Outremer (»der Überseeische«), dessen Vormund er ward. Den hierdurch erlangten Einfluß benutzte er dazu, zu seinen bedeutenden Besitzungen auch noch die Hälfte der Herzogtümer Burgund und Neustrien zu erwerben. Endlich empörte er sich offen (942). Durch Verrat nahm er den König Ludwig in Rouen gefangen und nötigte ihn zur Herausgabe der letzten königlichen Feste, Laon; aber der deutsche König Otto d. Gr., der mit beiden Fürsten verschwägert war, zwang an der Spitze eines Heeres 950 H. zur Wiedereinsetzung Ludwigs. H. starb im Juni 956. Er war erst mit der Tochter des Königs Eduard des ältern von England, sodann mit Hedwig, der Schwester Ottos I., vermählt und hinterließ drei Söhne, Hugo Capet, Otto und Heinrich, von denen der erste Francien und der zweite Burgund erhielt, der dritte in den geistlichen Stand trat.
2) König von Italien, Sohn des Grafen Thietbald von der Provence und der Berta, Tochter König Lothars 11. von Lothringen, erlangte schon bei Lebzeiten des blinden Kaisers Ludwig III., Königs von Niederburgund, eine leitende Stellung in diesem Reich und wurde 926 durch die Gegner des Königs Rudolf (s. d.) zum König von Italien erhoben. Nach Ludwigs Tode (928) befestigte er seine Herrschaft in Niederburgund noch mehr, trat aber 933 dies Reich an Rudolf ab, der dagegen auf Italien verzichtete. Hier regierte H. kräftig, aber mit Härte und Grausamkeit und übertrug geistliche und weltliche Ämter seinen Bastarden und burgundischen Günstlingen. Seine seit 932 jahrelang fortgesetzten Bemühungen, sich Roms zu bemächtigen, um derenwillen er sich mit der berüchtigten Römerin Marozia verband, blieben ebenso erfolglos wie sein Versuch, nach dem Tode Rudolfs (937), mit dessen Witwe Berta er sich vermählte, Konrad, dem Sohn Rudolfs, Burgund zu entreißen; und als er den Plan hegte, Berengar, Markgrafen von Ivrea, gefangen zu nehmen und zu blenden, führte er seinen eignen Sturz herbei. Berengar nämlich entkam zu König Otto I. nach Deutschland, kehrte 945 mit einer dort geworbenen Schar zurück und gewann in kurzem die Großen für sich. H. und sein 931 zum Mitregenten ernannter Sohn Lothar (s. d.) behielten nur den Schatten der Herrschaft, während Berengar alle Gewalt ausübte. Dieser Stellung überdrüssig, zog sich H. 946 nach der Provence zurück und starb 10. April 947 in Arles, ehe er versuchen konnte, Italien wiederzuerobern.
3) H. der Große, Graf von Vermandois, geb. 1057, gest. 1102 in Tarsus, jüngerer Sohn König Heinrichs I. von Frankreich, erlangte durch die Heirat mit der Erbtochter von Vermandois diese Grafschaft. Er war einer der Führer des ersten Kreuzzugs, wurde auf der Fahrt nach Dyrrhachium verschlagen und kam von da nach Konstantinopel, wo er dem Kaiser Alexios den Lehnseid schwur. H. focht in der Schlacht bei Doryläum mit Auszeichnung, kehrte aber 1098 noch vor der Eroberung Jerusalems von Antiochia nach Frankreich zurück und nahm erst 1101 an einer neuen Kreuzfahrt teil, um sein Gelübde zu erfüllen. Vgl. Röhricht, Geschichte des ersten Kreuzzugs (Innsbr. 1901).