Pskow [2]

[422] Pskow (Pleskau), Hauptstadt des gleichnamigen russ. Gouvernements (s. oben), an der Welikaja, auf der regelmäßige Dampfschiffsverbindung nach Dorpat besteht, Knotenpunkt der Eisenbahnen Petersburg-Warschau, Rybinsk-P. und P.-Riga. P. besteht aus dem Dietinez (Kreml) oder der mittlern Vorstadt und den Vorstädten Sawelitschje und Sapskowje und ist eine der ältesten Städte Rußlands. An Sehenswürdigkeiten sind die Kirche des heil. Demetrius (12. Jahrh.) und die Dreifaltigkeitskathedrale zu nennen, letztere aus dem 12. Jahrh., aber 1689–98 neu erbaut; sie enthält die Gräber einiger russischer Fürsten und ein berühmtes Muttergottesbild. P. hat 41 Kirchen, darunter eine lutherische, 26 Schulen, darunter ein Priesterseminar und ein Kadettenkorps, große Niederlagen zum Sortieren, Reinigen und Lagern von Flachs, 3 Banken, ansehnlichen Handel, namentlich in Flachs, mehrere Sägemühlen, Lederfabriken, Brauereien und (1897) 30,683 Einw., worunter viele Deutsche. P. ist Sitz eines griechischen Bischofs. – Die Stadt bestand schon zur Zeit Ruriks und gilt als der Geburtsort der Großfürstin Olga. Bis 1348 von Nowgorod abhängig, war P. fünfmal den Anfällen des livländischen Ordens ausgesetzt, schlug diese aber oft tapfer zurück, erhob sich im Mittelalter zu einem bedeutenden Handelsplatz, der mit der Hansa über Reval und Riga in lebhaftem Verkehr stand, und behauptete lange seine republikanische Selbständigkeit. Erst 1509 verlor es dieselbe unter Wassili III. P. ward 1581 von dem polnischen König Stephan Báthori vergeblich belagert. Bei P. erfocht der livländische Ordensmeister Plettenberg 1502 einen großen Sieg über die russische Übermacht, der den Livländern einen 50jährigen Waffenstillstand brachte. Vgl. Bolchowitinow, Geschichte des Fürstentums P. (russ., Kiew 1831, 4 Bde.); Nikitskij, Umriß der innern Geschichte Pskows (russ., Petersb. 1873).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 422.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika