Quatremère

[501] Quatremère (spr. kattr'mär'), 1) Denis Bernard Q. Disjonval, Chemiker, geb. 4. Aug. 1754 in Paris, gest. 1830 in Bordeaux, studierte Naturwissenschaft und ging, nachdem er 1786 mit einer Färberei in Sedan falliert, nach Spanien, trat 1789 in die Dienste der holländischen Patrioten, ward aber von der oranischen Partei gefangen. In seinem Kerker beobachtete er den Einfluß der Witterung auf die Spinnen und soll dem General Pichegru den starken Frost des Winters 1794 vorausgesagt haben, den dieser zu seinem Einfall in Holland benutzte. 1796 kehrte er nach Paris zurück, ward aber später in die Provinz verbannt. Nach der Restauration lebte er in Marseille, dann in Bordeaux. Sein namhaftestes Werk ist die »Aranéologie« (Par. 1797).

2) Antoine Chrysostôme Q. de Quincy, Bruder des vorigen, franz. Archäolog und Ästhetiker, geb. 21. Okt. 1755 in Paris, gest. daselbst 28. Dez. 1849, war vor der Revolution Rat beim Gerichtshof des Châtelet, saß, da er als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung die Monarchie verteidigt hatte, unter der Schreckensherrschaft 13 Monate im Kerker, leitete dann 5. Okt. 1795 mit andern den Aufstand gegen den Konvent, ward deshalb zum Tode verurteilt, entfloh jedoch. 1797 zum Abgeordneten im Gesetzgebenden Körper und im Rate der Fünfhundert erwählt, mußte er nach dem 18. Fructidor als Mitglied der Partei Clichy (Royalisten) flüchten. Nach dem 18. Brumaire zurückberufen, ward er 1800 Mitglied des Rates des Seinedepartements und 1803 des Instituts und war zuletzt Sekretär der Akademie der Künste und Zensor für das Theater. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Dictionnaire de l'architecture« (Par. 1786–1828, 3 Bde.; neue Aufl. 1832, 2 Bde.); »Le Jupiter olympien, ou l'art de la sculpture antique« (1815); »Histoire de la vie et des ouvrages de Raphael« (1824, 2. Aufl. 1833; Nachtrag 1853; deutsch, Quedlinb. 1835); »Monuments et ouvrages d'art antique restitués« (1826–1828, 2 Bde.); »Histoire de la vie et des ouvrages des plus célèbres architectes« (1830, 3 Bde.; deutsch, Darmst. 1831); »Canova et ses ouvrages« (1834). Vgl. Jouin, Ant. Chrys. Q. (Le Mans 1892).

3) Etienne Marc, franz. Orientalist, geb. 12. Juli 1782 in Paris, gest. daselbst 18. Sept. 1857, ward 1809 Professor der griechischen Literatur an der Fakultät zu Rouen, 1815 Mitglied der Akademie der Inschriften und 1819 Professor der semitischen Sprachen am College de France in Paris. Q. zeichnete sich als Gelehrter durch staunenswürdige Vielseitigkeit in der Kenntnis morgenländischer und abendländischer Sprachen sowie durch eminenten Scharfsinn in der Erwägung der Einzelheiten aus. Von seinen Schriften verdienen besondere Erwähnung: »Recherches sur la langue et la littérature de l'Egypte« (Par. 1808); »Mémoires géographiques et historiques sur l'Egypte« (1811, 2 Bde.); »Observations sur quelques points de la géographie de l'Egypte« (1812). Auch übersetzte er Makrisis »Geschichte der Mamelucken in Ägypten« (1837–40, 4 Bde.) und gab Reschid-Eddins »Geschichte der Mongolen« in der »Collection orientale« (1837) heraus. Seine »Mélanges d'histoire et de philologie orientale« gab Barthélemy Saint-Hilaire heraus (1861).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 501.
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