Rahl

[573] Rahl, 1) Karl Heinrich, Kupferstecher, geb. 11. Juli 1779 in Hosen bei Heidelberg, gest. 12. Aug. 1843 in Wien, ging 1799 nach Wien, ward 1829 Kammerkupferstecher und 1839 Professor an der Akademie. R. hatte sich zuerst in der punktierten Manier versucht, später widmete er sich ganz dem Grabstichel und der Nadel. Das Kräftige gelang ihm besser als das Weiche und Zarte; vorzüglich war seine Zeichnung. Er stach nach Wächter, Poussin, Domenichino, Raffael, Correggio, Fra Bartolommeo, Hogarth, Karl R.

2) Karl, Maler, Sohn des vorigen, geb. 13. Aug. 1812 in Wien, gest. daselbst 9. Juli 1865, besuchte die dortige Akademie, ging dann nach München, Stuttgart und Ungarn und 1836 nach Italien, wo er bis 1843 blieb und namentlich nach den Venezianern und den Vertretern der römischen Schule studierte. Nach zweijährigem Aufenthalt in Wien führte er ein Wanderleben, während dessen er unter anderm in Holstein, Paris, Rom, Kopenhagen und München, meist als Porträtmaler, tätig war. Von Historienbildern gehören dieser ersten Periode an: die Auffindung von Manfreds Leiche (1836), Manfreds Einzug in Luceria (1846), die Christenverfolgung in den Katakomben (Galerie zu Hamburg, eine Wiederholung in der Nationalgalerie zu Berlin) u. a. 1850 wurde er als Professor an die Wiener Kunstakademie berufen, aber aus politischen Gründen bald wieder seiner Stellung enthoben. Er eröffnete nun eine Privatschule, die bald eine große Ausdehnung annahm und zur Pflanzstätte der monumentalen Malerei wurde. Im Auftrag des Barons Sina malte er die Bilder an der Fassade und im Vestibül der Kirche am Alten Fleischmarkt in Wien,[573] ferner vier Bilder aus der griechischen Heroenzeit und die vier Elemente für den Palast des Barons. Den Heinrichshof schmückte er 1861 mit den Personifikationen der Künste des Friedens und der Kultur und den Palast Todesco mit Darstellungen aus der Parismythe. 1864 malte er im Treppenhaus des Waffenmuseums eine Reihe großartiger allegorischer Gestalten. In diese Periode gehören auch die Kompositionen für einen Festsaal des Schlosses in Oldenburg und für einen Zyklus aus dem Argonautenzug. In der letzten Zeit fertigte er Kartons für die Neue Oper zu Wien, die nach seinem Tode von seinen Schülern ausgeführt wurden. R. verband ein reiches, nach Rubens und Tizian gebildetes Kolorit mit monumentaler Haltung. Seine Figuren sind von einer zuweilen derben Lebenskraft erfüllt. Vgl. George-Mayer, Erinnerungen an Karl R. (Wien 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 573-574.
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