[606] Raschdorff, Julius, Architekt, geb. 6. Juli 1823 zu Pleß in Oberschlesien, besuchte die Bauakademie in Berlin und wurde 1854 Stadtbaumeister in Köln, wo er sich in verschiedenen Aufgaben und Stilarten, am glänzendsten in der Renaissance, bewährte. Er restaurierte mehrere romanische und gotische Kirchen und das Rathaus, das eine neue, im Stil der alten gehaltene Renaissancefassade erhielt, führte den um bau des Gürzenich (seit 1855) und in Gemeinschaft mit Felten das Wallraf-Richartz-Museum (1861), allein das Stadttheater (1871 und 1872), die Gewerbeschule und andre öffentliche Bauten, verschiedene rheinische Gymnasial- und Realschulgebäude und (187678) das Ständehaus in Düsseldorf (italienische Renaissance) aus. 1878 wurde er als Baurat und Professor an die Bauakademie (jetzt Technische Hochschule) in Berlin berufen. Von seinen spätern Schöpfungen sind die Reichspostgebäude in Braunschweig, Münster, Erfurt, Heidelberg, die Vollendung der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg, die englische Kirche im Garten von Monbijou in Berlin (1885) und das Mausoleum Kaiser Friedrichs bei der Friedenskirche in Potsdam (1890; veröffentlicht Berl. 1894) zu nennen. Der Entwurf Kaiser Friedrichs wurde dem Neubau des Domes in Berlin zugrunde gelegt, den R. 18941904 mit seinem Sohne Otto R. ausführte, und nach dessen Vollendung er zum Geheimen Regierungsrat ernannt wurde (s. Tafel »Berliner Bauten III«, Fig. 1). Er gab heraus: »Abbildungen deutscher Schmiedewerke« (Berl. 187578, kleine Ausg. 1878); »Entwürfe und Bauausführungen im Stil deutscher Renaissance« (das. 1879); »Palastarchitektur von Oberitalien und Toskana«, als Fortsetzung des von Reinhardt begonnenen Werks (2. Teil: Toskana, das. 188388; 3. Teil: Venedig, von Otto R., 18941900); »Ein Entwurf Kaiser Friedrichs zum Neubau des Doms und zur Vollendung des königlichen Schlosses in Berlin« (das. 1888); »Baukunst der Renaissance« (das. 188090, 4 Bde.); »Rheinische Holz- und Fachwerksbauten des 16. und 17. Jahrhunderts« (das. 1895).