[606] Raschi (Verkürzung aus Rabbi Schlomo [Salomo] ben Isak), fälschlich Jarchi genannt, jüd. Gelehrter, der populärste unter den Bibel- und Talmudkommentatoren des Mittelalters, geb. 1040 zu Troyes in der Champagne, gest. daselbst 13. Juli 1105. Er war Schüler der höhern jüdischen Lehranstalten in Worms (unter Jakob ben Jakar und Isak ha-Levi), woselbst neben der Synagoge die lange nach seiner Zeit erbaute Raschikapelle mit dem Raschistuhl gezeigt wird, und Mainz (unter Isak ben Juda). Als Fünfundzwanzigjähriger ließ er sich dauernd in seiner Vaterstadt nieder und bekleidete dort später das Rabbinat. Er erklärte mit gesundem Sinn, richtigem Takt und Präzision den Talmud, fast die ganze Bibel, einen Teil des Midrasch und gab dadurch dem Talmudstudium einen bedeutenden Aufschwung. Auch religiöse Lieder und rabbinische Rechtsgutachten scheint er verfaßt zu haben. Raschis Bibelkommentare sind unzählige Male gedruckt, die zum Pentateuch auch (von Dukes und von Dessauer) übersetzt. Als Bibelerklärer erwarb er sich den Ehrennamen »Parschandata« (Gesetzerklärer). Sein Tochtersohn Rabbi Samuel (hebr. Sch'muel) ben Meïr (zusammengezogen in Raschbam), geb. um 1085 in Ramerupt[606] und noch 1153 lebend, ist berühmt als Grammatiker und Schrifterklärer (vgl. Rosin, Rabbi Sam. ben Meir, Bresl. 1880); ein andrer Enkel Raschis, Rabbenu Jakob Tam, Bruder Samuels, starb 1171 in Ramerupt (jetzt Rameru) als bedeutender Gesetzeslehrer. Vgl. Zunz, Salomon ben Isaak, genannt R. (in der »Zeitschrift für die Wissenschaft des Judentums«, Berl. 1823); außer mehreren Einzelschriften über R. von Berliner die Einleitung zu seiner Ausgabe von Raschis Pentateuchkommentar (2. Aufl., Frankf. 1905); Schlössinger, Rashi, his life and his work (Baltimore 1905).