[622] Rau, 1) Karl Heinrich, Nationalökonom, geb. 29. Nov. 1792 in Erlangen, gest. 18. März 1870 in Heidelberg, habilitierte sich dort 1812 als Dozent der Staatswissenschaften und gewann 1814 einen von der Göttinger Sozietät ausgesetzten Preis über die Frage: »Wie sind die Nachteile der Aufhebung des Zunftwesens zu entfernen?« Schon 1816 wurde er außerordentlicher, 1818 ordentlicher Professor und Universitätsbibliothekar in Erlangen; 1822 folgte er einem Rufe nach Heidelberg und wirkte dort bis zu seinem Tod. Er erhielt den Titel als Geheimer Hofrat und war seit 1833 als Vertreter der Universität, seit 1839 auf Berufung des Großherzogs Mitglied der badischen Ersten Kammer. 1848 wurde er in das Frankfurter Vorparlament gewählt. Seit 1834 gab er, später in Gemeinschaft mit Hanssen, das »Archiv der politischen Ökonomie« heraus. Sein weitverbreitetes Hauptwerk: »Lehrbuch der politischen Ökonomie« (Heidelb. 1826 bis 1832, 3 Bde.), zeichnet sich durch gute Systematik, Literaturnachweise und reiche Sammlung von Materialien aus. Er führte zuerst die Teilung der politischen Ökonomie in Volkswirtschaftslehre (Bd. 1 des Lehrbuches, 8. Aufl., Leipz. 1869), Volkswirtschaftspolitik (Bd. 2, 5. Aufl. 186263) und Finanzwissenschaft (Bd. 3, 5. Aufl. 186465) durch. Nach Raus Tod übernahmen Adolf Wagner und Erwin Nasse eine den Charakter des Werkes völlig umgestaltende Neubearbeitung (Leipz. 1871 ff.).
2) Ernst, Bildhauer, geb. 1838 in Biberach, gest. 27. Aug. 1875 in Stuttgart, machte seine Studien auf der Kunstschule in Stuttgart und später in Berlin. Mit einer Psyche als Wasserträgerin erzielte er den ersten Erfolg, worauf später die nach der Totenmaske des Dichters modellierte Büste Uhlands für die Liederhalle in Stuttgart, die Stuttgartia auf einem Brunnen und die Germania des Kriegerdenkmals daselbst, das Giebelfeld des Bahnhofs in Zürich und die poetisch aufgefaßte Schillerstatue in Marbach folgten.
Meyers-1905: Rau [1]