Reinmar

[762] Reinmar, Name mehrerer hervorragender Minnesinger. 1) R. der Alte, aus der elsässischen Stadt Hagenau gebürtig (daher von Gottfried von Straßburg »die Nachtigall von Hagenau« genannt), gest. vor 1210, übte seine Kunst am Wiener Hof, wo er Lehrer und Freund Walters von der Vogelweide war. »Er vor allen steigt nieder in das innerste Gemüt, und wie kein andrer hat er den Ausdruck der lautern Liebe, der ausdauernden Treue, der zärtlichen Klage, des ergebenen Duldens« (Uhland). Die sogen. Manessische Handschrift enthält von ihm 262 Strophen. In nicht weniger als 42 verschiedenen »Tönen« ergehen sich die von ihm uns erhaltenen Lieder (abgedruckt in »Des Minnesangs Frühling« von Lachmann und Haupt, 4. Aufl., Leipz. 1888). Vgl. E. Schmidt, R. von Hagenau (Straßb. 1874); R. Becker, R. von Hagenau (in der »Germania«, Bd. 22); Burdach, R. der Alte und Walter von der Vogelweide (Leipz. 1880).

2) R. von Zweter, vom Rhein gebürtig, in Österreich aufgewachsen, blühte um 1227, lebte und sang am Prager Hof, dann wieder am Rhein; zu Eßfelden in Franken soll er begraben liegen. Seine merkwürdigerweise fast sämtlich in derselben Strophenart abgefaßten Gedichte (mit ausführlicher Einleitung hrsg. von Röthe, Leipz. 1887) sind vorwiegend lehrhafter Natur und enthalten, während das Element der Minne in ihnen zurücktritt, scharfe satirische Angriffe auf kirchliche und politische Zustände, den Verfall der Sitten, das Turnierwesen u. a. Vgl. K. Meyer, Untersuchungen über das Leben Reinmars von Zweter und Bruder Wernhers (Basel 1866); Pleschke, R. von Zweter (Brünn 1878); Wilmanns, Chronologie der Sprüche Reinmars von Zweter (in Haupts »Zeitschrift für deutsches Altertum«, Bd. 13, Berl. 1866).

3) R. von Brennenberg, s. Brennenberg

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 762.
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