Ringwaldt

[950] Ringwaldt, Bartholomäus, didaktischer Dichter, geb. 1530 oder Anfang 1531 in Frankfurt a. O., war seit 1578 Pfarrer zu Langenfeld in der Neumark, wo er 9. Mai 1599 starb. Zu den bekanntern unter seinen geistlichen Liedern (neue Ausg., Halle 1858) gehört »Herr Jesu Christ, du höchstes Gut«. Vor allem aber ist R. ein ausgezeichneter Sittenschilderer von scharfer Beobachtungsgabe und tüchtiger Gesinnung; obwohl eifriger Protestant, ist er doch auch gegen die Fehler seiner Glaubensgenossen nicht blind. Seine Lehrgedichte sind neben ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung auch dichterisch von bleibendem Wert. In dem einen, »Die lautere Wahrheit« (seit 1585 19mal gedruckt), wird dargetan, »wie sich ein weltlicher und geistlicher Kriegsmann in seinem Beruf verhalten soll«. Das andre, die »Christliche Warnung des treuen Eckart« (zuerst 1582, erweitert 1588, über 40mal aufgelegt), enthält als Bericht einer Vision die »Beschreibung des Zustandes im Himmel und der Höllen, samt aller Gelegenheit, Freude und Wonne der Gottseligen, auch Ach und Weh der Verdammten«. Die Schilderung der Hölle gibt ihm Gelegenheit, ein satirisches Zeitbild zu entwerfen. Das »Speculum mundi, eine seine Komödie, darin abgebildet, wie übel an etlichen Orten getreue Prediger, welche die Wahrheit reden, verhalten werden« (Frankf. a. O. 1592), gehört zu den bessern dramatischen Sittengemälden jener Zeit. Vgl. Hoffmann von Fallersleben, Bartholomäus R. und Benj. Schmolck (Bresl. 1833); Bolte in der »Allgemeinen deutschen Biographie«; Sielek, Bartholomäus R. (Frankf. a. O. 1899).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 950.
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