Ristič

[12] Ristič (spr. -itch), Jowan, serb. Staatsmann, geb. 1831 in Kragujewatz, gest. 4. Sept. 1899 in Belgrad, studierte in Berlin, Heidelberg und Paris. trat 1854 in den serbischen Staatsdienst, wurde 1859 Sektionschef im Ministerium des Äußern, leitete 1861 als serbischer Gesandter in Konstantinopel die Verhandlungen wegen der Übergabe der serbischen Festungen, wurde 1863 Minister der auswärtigen Angelegenheiten, war 1865 drei Wochen lang Ministerpräsident und nach der Ermordung des Fürsten Michael (1868) bis 1872 Mitglied der Regentschaft während Milans Minderjährigkeit. 1872–73 und im September 1875 fünf Wochen lang (liberaler) Ministerpräsident, wurde er rasch verdrängt, aber Ende April 1876, nachdem er sich der panslawistischen Partei (der Omladina) angeschlossen, wieder Ministerpräsident und Minister des Äußern. Er leitete in der wichtigen Zeit des Krieges mit der Türkei und des Berliner Kongresses, auf dem er Serbien vertrat, seine großserbische Politik so gewandt, daß Serbien nicht bloß die Unabhängigkeit, sondern auch Gebietserweiterungen (Nisch, Vranja und Pirot) erlangte. Als er aber Österreich, das Bosnien und Herzegowina erhalten hatte, schroff entgegentrat, erzwang dies 17. Okt. 1880 seine Entlassung. Er war fortan Führer der liberalen, russenfreundlichen Opposition und Juni 1887 bis Januar 1888 zum fünftenmal an der Spitze eines Ministeriums. 1889 bis 1893 war er erstes Mitglied der Regentschaft für den jungen König Alexander I. Im Januar 1899 wurde er zum Präsidenten der Belgrader Akademie der Wissenschaften ernannt. Er schrieb (in serbischer Sprache): »Die auswärtigen Beziehungen Serbiens 1848–1872« (Belgr. 1887–1901, 3 Bde.); »Eine Regentschaft, 1868–1872« (das. 1894); »Das letzte Jahr der auswärtigen Politik des Fürsten Michael« (das. 1895); »Diplomatische Geschichte Serbiens, 1875–1878« (das. 1896–98, 2 Bde.); in deutscher Sprache: »Kurze Charakteristik des geistigen und sittlichen Zustandes von Serbien« (Heidelb. 1850) und »Die neuere Literatur der Serben« (Berl. 1852).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 12.
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