[709] Nisch (Nis), Kreishauptstadt und Festung im Königreich Serbien, in weitem, bergumkränztem Bekken, an der Nischawa, die 12 km westlich in die südliche Morawa mündet, 189 m ü. M., Knotenpunkt der Eisenbahnen nach Belgrad, Konstantinopel, Saloniki und Radujevac, hat einen Dom, eine königliche Residenz (einst Konak des Paschas), ein Gymnasium, ein Lehrerseminar, viele Gärten und Brunnen, eine ziemlich starke Festung, die zum Teil ihre Existenz der österreichischen Besetzung von 1737 verdankt, und (1900) 24,593 Einw., darunter noch eine größere Anzahl Mohammedaner. N. ist die zweite Stadt Serbiens, ein lebhafter Handelsplatz und strategisch bedeutsam durch Beherrschung der Straßen nach Bulgarien und Mazedonien sowie zum Timok und zur untern Donau. Die Industrie erstreckt sich auf Teppich- und Schürzenweberei sowie auf Filigranarbeiten. In der Nähe starker Weinbau und warme Quellen. N. ist Sitz eines griechischen Bischofs, einer katholischen Mission und mehrerer Konsuln. Beim Dorf Brzibrod, östlich von N., Reste des alten Nisus (s. Naissus). Im 7. Jahrh. kam N. an Bulgarien und ward am Ende des 12. Jahrh. von den Serben eingenommen. 1375 wurde die Stadt von den Türken, 3. Nov. 1443 von den Ungarn unter Johann Hunyadi erobert Am 23. Sept. 1689 hier Sieg der Österreicher unter Markgraf Ludwig von Baden über die Türken. 1690 wurde N. von den Türken wieder genommen, 1737 von den Österreichern unter Seckendorf zwar von neuem erobert, aber in demselben Jahre vom General Doxat den Türken übergeben. Unweit davon die Redouten, welche die Serben 1809 errichteten, und in denen sich Stephan Sindjelitsch mit den stürmenden Türken in die Luft sprengte. Aus den Schädeln der dort gefallenen Serben wurde an der Straße nach Konstantinopel eine (noch ziemlich erhaltene) Siegestrophäe (Cele Kula, »Schädelturm«) errichtet. Im Juni 1876 wurde N. von den Serben vergebens angegriffen und erst im Januar 1878 von ihnen besetzt. Der Kreis N. zählt (1903) 2558 qkm mit 182,052 Einw. (71 auf 1 qkm).