[385] Séverine (spr. ßewerīn'), franz. Schriftstellerin, mit wahrem Namen Caroline Rémy, geb. 27. April 1855 in Paris als Tochter eines Polizeibeamten, lernte 1880 in Brüssel den ehemaligen Kommunarden Jules Vallès kennen, lebte mit ihm nach der Amnestie in Paris, trat 1883 in die Redaktion des von ihm gegründeten sozialistischen Organs »Le Cri du Peuple« ein, heiratete nach Vallès Tod (1885) und nach Scheidung einer frühern Ehe den Doktor Guebhard, den Hauptkommanditär des Blattes, dessen Chefredaktion sie eine Zeitlang leitete. Nach dem Eingehen des Blattes wandte sie sich fortan vom Sozialismus ab, um in rein humanitärem Sinne für alle Armen und Elenden zu wirken. Ihr Ruf als Schriftstellerin datiert erst von da an. Ihre »Chroniques« fanden in den Blättern aller Richtungen, sogar in dem monarchistischen »Gaulois« willkommene Aufnahme, besonders aber im »Écho de Paris«, »Éclair«, »Journal« und in der »Libre Parole«. Ihre besten Artikel vereinigte sie in den Bänden »Pages rouges« (1894) und »Pages mystiques« (1895). Unter der Überschrift »Le carnet de Séverine« erstattet sie über den von ihr organisierten ausgedehnten Wohltätigkeitsdienst Bericht. In »Vers la lumière« (1900) ergriff sie lebhaft für die Rehabilitierung Dreyfus' Partei. Ein dramatischer Versuch über Napoleon: »A Sainte-Hélène« (1903) fand im Théâtre-Antoine einigen Erfolg.