Salérno [2]

[466] Salérno, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), liegt reizend am Nordende des nach ihr benannten Golfs des Tyrrhenischen Meeres (s. Karte »Umgebung von Neapel«), der nördlich durch die Halbinsel von Sorrent mit der Punta della Campanella, südlich durch das Kap Licosa begrenzt wird, an den Eisenbahnen Neapel-Tarent und S.-Mercato-San Severino. Die schönste Straße ist der Corso Garibaldi am Gestade, mit Denkmälern des Carlo Pisacane (Opfer der Freiheitsbestrebungen 1857) und des Staatsmannes Giovanni Nicótera (gest. 1894), das hervorragendste Gebäude die Kathedrale San Matteo (von Robert Guiscard um 1070 umgebaut, im 18. Jahrh. modernisiert) mit großem Vorhof (mit antiken Säulen von Pästum), drei Portalen (das mittlere mit einer 1099 in Konstantinopel gefertigten Erztür), im Innern mit zwei schönen Ambonen, alten Mosaiken, einer Krypte, einem schönen elfenbeinernen Altarvorsatz (11. Jahrh.), Grabmälern von Gregor VII., Margarete von Durazzo (Gemahlin Karls III. von Neapel), zwölf wertvollen antiken und mittelalterlichen Sarkophagen u.a. Außerdem sind bemerkenswert: die Kirchen San Giorgio, Sant' Andrea, Sant' Agostino, San Domenico, das große Theater, die 1820 erbaute Wasserleitung und die Ruinen des langobardischen Kastells (275 m ü. M.). S. zählt (1901) 25,658 (als Gemeinde 42,727) Einw., die bedeutende Baumwollindustrie, Fabrikation von Maschinen, Ziegeln, Teigwaren etc., Schwefelraffinerie und lebhaften Handel betreiben. Im Hafen von S., der neuerdings durch einen Molo vor der zunehmenden Versandung geschützt ist, sind 1904: 735 Schiffe von 94,673 Ton. eingelaufen; die Wareneinfuhr belief sich auf 65,024, die Ausfuhr auf 26,936 T. Die 1150 gestiftete medizinische Lehranstalt war im Mittelalter weltberühmt und ist als Pflanzschule aller medizinischen Fakultäten zu betrachten; sie verlor aber schon im 14. Jahrh. viel von ihrem Ruhm und wurde 1817 aufgehoben (vgl. S. de Renzi, Storia documentata della scuola medica di S., 2. Aufl., Neapel 1857; Liersch, Die Schule von S., Leipz. 1902). S. hatte schon vor Giotto eine Künstlerschule. Es besitzt höhere Schulen, zahlreiche Wohltätigkeitsanstalten, eine Filiale der Nationalbank sowie Seebäder. Es ist Sitz eines Erzbischofs und mehrerer Konsulate fremder Staaten. – S., im Altertum Salernum am Sinus Paestanus, wurde nach dem zweiten Samniterkriege römische Kolonie, kam nach dem Sturze des römischen Reiches unter die Herrschaft der langobardischen Herzoge von Benevent und wurde nach dem Zerfall des Herzogtums Benevent 849 Hauptstadt eines eignen Fürstentums, das zum fränkischen und Deutschen Reiche gehörte (s. die »Karten zur Geschichte Italiens«). Der letzte der langobardischen Fürsten von S. war Gisulf, den sein Schwager Robert Guiscard (s. d., S. 28 dieses Bandes) der Herrschaft beraubte, worauf S. 1077 dem normannischen Reich einverleibt wurde. Vgl. Schipa, Storia del principato longobardo di S. (Neap. 1887).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 466.
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