[614] Sarkophág (griech., »Fleisch verzehrend«), ursprünglich eine Steinart, die bei Assos in Troas gegraben oder gebrochen ward, sich spalten ließ und Leichname in Särgen aus diesem Material innerhalb 40 Tagen, mit Ausnahme der Zähne, verzehren sollte. Dies Gestein war ein Alaunschiefer (der Alumen schisti Linnés), mit dem man übrigens die Särge zur Beförderung der Verwesung gewöhnlich nur auslegte. Der Name S. ward dann auch auf jeden andern Steinsarg übertragen. Die ägyptischen Sarkophage, die ältesten, die man gefunden, sind meist von Kalkstein, seltener von Basalt oder Marmor, meist mit Hieroglyphen und Reliefbildern geschmückt, der Sargdeckel auf der Kopfseite das Bildnis des Verstorbenen zeigend (s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 1). Ähnlich sind die Sarkophage phönikischer Herkunft. In Sarkophagen von rotem oder schwärzlichem Granit wurden Könige und Priester beigesetzt. Im Gebiet der griechischen Welt kennen wir reichbemalte Stein- und Tonsärge der sogen. mykenischen Periode (Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr.) aus Kreta. Zahlreiche bemalte Tonsärge des 6. Jahrh. v. Chr. sind in Klazomenä gefunden, jüngerer Zeit gehören griechische Holzsärge aus Südrußland und Ägypten an. Steinsarkophage, kastenartige Behälter mit flachem, gewölbtem oder giebelförmigem Deckel, mitunter architektonisch gegliedert, auch mit Malerei oder Reliefs geschmückt, kommen bei den Griechen schon in alter Zeit vor; prachtvolle, mit großen Relieffriesen verzierte Marmorsärge, die zu den Werken der alexandrinischen Epoche überführen, sind uns aus dem 4. Jahrh. erhalten (Amazonensarkophag in Wien, die Sarkophage von Sidon, darunter der Alexandersarkophag). Auch die Etrusker hatten Sarkophage aus Stein und Ton, später auch die Aschenkisten, kleine, aus Ton oder Alabaster gefertigte, bunt bemalte Urnen, vorn mit Reliefs, auf dem Deckel meist mit der ganzen, gelagerten Figur des Verstorbenen geschmückt (s. Cista).
Der römische S. (s. Textabbildung) entwickelt sich aus den etruskischen und spätgriechischen Vorbildern. Die reichen Reliefdarstellungen der Werke der Kaiserzeit sind am häufigsten mythologische, doch gern mit Bezug auf Tätigkeit, Eigenschaften und Vorzüge des Verstorbenen. Den Hauptfiguren wird trotz ihrer heroischen Bedeutung öfters das Porträt des Bestatteten und seiner Gattin geliehen. Die Christen übernahmen auch die Form des Sarkophags und änderten erst nach und nach seinen äußern Schmuck (vgl. die Abbildung eines altchristlichen Sarkophags auf Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 9, und Tafel »Christliche Altertümer I«, Fig. 6). Viele antike Sarkophage sind aber bis in das späte Mittelalter hinein ohne weiteres für christliche Bestattung verwendet worden. Die Form des antiken Sarkophags wurde während des Mittelalters bis ins 16. Jahrh. hinein für sogen. Hochgräber in Kirchen überall, wo der romanische und gotische Stil Eingang fanden, beibehalten (s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 10). Eine Gesamtausgabe der antiken Sarkophagreliefs (bisher erschienen Bd. 2, Berl. 1890; Bd. 3, das. 18971904) besorgt C. Robert im Auftrag der Zentraldirektion des deutschen archäologischen Instituts. Vgl. Altmann, Architektur und Ornamentik der antiken Sarkophage (Berl. 1902); Hamdy- Bey und Th. Reinach, La nécropole royale à Sidon (Par. 189296); Watzinger, Griechische Holzsarkophage aus der Zeit Alexanders d. Gr. (Leipz. 1905).