Salikazeen

[468] Salikazeen (Salizineen, Weidengewächse), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Amentazeen, besteht aus Bäumen und Sträuchern mit wechselständigen, einfachen Blättern mit Nebenblättern und mit zweihäusigen, in Ähren (Kätzchen) stehenden Blüten. Die Kätzchen befinden sich endständig auf kurzen Seitenzweigen, die entweder nur den Blütenstand oder auch noch Laubblätter tragen. Die Blütentragblätter (Deckblätter) sind schuppenförmig, häutig, stehenbleibend und haben in ihrer Achsel je eine Blüte, die bei den männlichen Kätzchen nur aus zwei, drei oder mehr (bis 30) Staubgefäßen besteht. Das Perigon wird durch eine bis sechs stielartige Honigdrüsen oder durch eine ring- oder becherförmige Erweiterung des Blütenbodens vertreten. Die Blüten der weiblichen Kätzchen haben an dessen Stelle eine ähnliche Bildung wie die männlichen; das nackte Ovar wird von zwei Fruchtblättern zusammengesetzt, die mit ihren Rändern verwachsen, ist einfächerig, endigt in zwei kurze, mehr oder weniger verwachsene Griffel mit zwei- bis vierlappigen Narben und enthält an zwei kurzen, in der Nähe des Grundes befindlichen, wandständigen Plazenten zahlreiche aufsteigende, anatrope Samenanlagen. Die Frucht ist eine zweiklappige Kapsel, deren Klappen sich rückwärts schlagen und auf ihrer Mitte am Grunde die zahlreichen sehr kleinen, am Nabel mit langem Haarschopf versehenen Samen tragen. Letztere sind ohne Nährgewebe, der Keimling ist gerade, die Kotyledonen sind flach-konvex, elliptisch, das Würzelchen ist sehr kurz, nach unten gekehrt. Zu den S. gehören nur die Gattungen Weide (Salix) und Pappel (Popnlus). Die Gattung Salix umfaßt gegen 170, Populus etwa 18 Arten. Die meisten S. und in der gemäßigten und kalten Zone der nördlichen Halbkugel einheimisch und gehen in einigen kleinen, dicht am Boden kriechenden Arten (Gletscher- und Polarweiden) bis in den höchsten Norden und bis an die Schneegrenze der Alpen; die Mehrzahl gehört den niedern Gegenden an, wo sie hauptsächlich in der Nähe der Gewässer vorkommen. Von beiden Gattungen sind zahlreiche fossile Überreste aus Kreide- und Tertiärschichten vorhanden; die zahlreichen Diluvialreste von Salix gehören zu den Gletscherweiden (S. reticulata, retusa, herbacea, polaris u.a.). Von Pappeln war P. mutabilis im Tertiär sehr verbreitet. Die Weiden sind durch große Neigung zu Hybridenbildung ausgezeichnet, so daß von ihnen sogar Tripelbastarde spontan vorkommen (vgl. Wichura, Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich, erläutert an den Bastarden der Weiden, Bresl. 1865). Weidenzweige dienen zu Flechtarbeiten; das weiche Holz hat wenig Wert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 468.
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