Sambēsi

[515] Sambēsi (Zambesi, d.h. »Großes Wasser«), größter Strom des südöstlichen Afrika, entspringt in der portug. Provinz Angola als Liambey-Liba auf der Wasserscheide gegen den Kongo (s. d.) mit zahlreichen Quellarmen (unter ihnen der Lungue-Bungo), zwischen 11–13° südl. Br. und 20–25° östl. L. Unter 13° südl. Br. mit dem Kabompo (NO.) und dem Lungue-Bungo (NW.) vereinigt, setzt er als S. in Rhodesia, oft das ganze Barotseland überflutend, südlich seinen Lauf fort, bei Lialui noch 1040 m ü. M., in den Gonhafällen und den 45 Katarakten Katimo Molilo aus dem Hochland in die südafrikanische Mulde abfallend. Unter 17°50´ südl. Br. nimmt er, nachdem die bisher einförmige Landschaft schöner geworden ist, 940 m ü. M., den Kuando (s. d.) oder Tschobe auf, der mittels des Selinda mit dem Kubango (s. d.) zur Regenzeit in Verbindung steht, und stürzt unter 18° südl. Br. in den großartigen Viktoria- oder Mosiwatunyafällen (»rauchendes Wasser«), 1808 m breit, 119 m, d.h. doppelt so hoch wie breit als der Niagarafall, tief in eine das Tal rechtwinklig kreuzende Spalte von 44–100 m Breite, die durch einen Riß in den harten Basaltfelsen verursacht ist und sich 50 km landeinwärts fortsetzt. Nach Aufnahme des Guay fließt der S. in großem Bogen nordöstlich bis zur Mündung des Kafue, des Unterlaufs des Loangwa oder Loenge (16° südl. Br.), folgt dessen östlicher Richtung, bildet die Kebrabasaschnellen und die Tschikarongafälle, wird in der Lupata-Enge auf[515] eine Strecke von 17 km eingeschnürt, ist von Tete (163 m ü. M.) ab schiffbar, empfängt links den Schire (s. d.), Abfluß des Nyassa, und mündet unter 18–19° südl. Br. in einem 8000 qkm großen, sehr ungesunden Delta, dessen Hauptmündungsarm Koama 3200 m breit ist und dessen nördlichster, Quaqua (s. d.), bei Quelimane mündet, in den Indischen Ozean. Trotzdem er von hohen Bergzügen nicht begleitet und 2660 km lang ist, ist er wenig schiffbar; sein Stromgebiet wird auf 1,430,000 qkm geschätzt. Die Portugiesen haben am Unterlaufe die Handelsniederlassungen Sumbo, Tete und Sena (s. d.); auf dem Strom unterhalten sie einen Dampfer. Der Oberlauf des S. wurde 1854–55 von Livingstone (doch hielt man lange Zeit den Tschambesi östlich vom Bangweolosee für den eigentlichen Quellfluß), ferner von Gibbons, 1878–79 von Serpa Pinto, Holub, Capello und Ivens erforscht. 1905 ist der S. unterhalb der Viktoriafälle von einer Brücke (s. Rhodesia), 120 m über dem Wasserspiegel, überspannt und damit ein weiterer Schritt zur Vollendung der von Cecil Rhodes geplanten überafrikanischen Eisenbahn getan. Daselbst wird eine Stadt (Livingstonia) gegründet. Vgl. Livingstone, Narrative of an expedition to the Zambesi (Lond. 1865; deutsch, Jena 1866, 2 Bde.); Mohr, Nach den Viktoriafällen des S. (Leipz. 1875, 2 Bde.); Rankin, The Zambesi and Nyassaland (Lond. 1893); Muller, Land und Leute zwischen S. und Limpopo (Gießen 1896); Coillard, Sur le haut Zambéze (2. Aufl., Par. 1898); »Kunene-Sambesi-Expedition H. Baum 1903« (hrsg. von Warburg, Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 515-516.
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