Nyassa

[849] Nyassa (Njassa, Niandscha, »großes Wasser«), großer Süßwassersee in Südostafrika (s. Karte »Äquatorialafrika« in Bd. 1 und »Deutsch-Ostafrika«), zwischen 9°30´-14°25´ südl. Br. und 34–35° östl. L., 520 m ü. M., 550 km lang, 22–55 km breit und 26,500 qkm groß, im nördlichen Teil sehr tief (bis 785 m), im südlichen weniger tief, wo aber auch 360 m nachgewiesen sind. Der N. füllt eine mächtige Einsenkung in dem schmalen Südende des ostafrikanischen Hochlandes aus. Das Ufer steigt im Kondeland im Norden gegen das Beja- und Usafagebirge zu Höhen von 3000 m an, im S., wo der See breiter ist, sind die Berge bedeutend niedriger. Am Nordostufer erhebt sich das Livingstonegebirge (s. d.), an das weiter südlich das Mosambagebirge (Wallerberg 1640 m) anschließt. Der N. bildet jedenfalls ein Glied der großen ostafrikanischen Einbruchseen, wie auch das Tal des Schire, der ihn südlich zum Sambesi entwässert, einen tiefen Einriß zwischen hohen Bergmassen darstellt. Der Wasserstand des Sees schwankt (alte Strandlinien). Das Wasser selbst ist indigofarben, an den Ufern schmutziggrün. Von wenigen Ankerplätzen sind die besten Mponda, Karonga, Hohenlohehafen und Ameliabai (Wiedhafen). Wegen oft heftig auftretender Stürme, besonders des Südostwindes »Mwera«, und außerordentlich starken Wellenschlags ist die Schiffahrt recht schwierig und erinnert in mancher Hinsicht an den Baikalsee (s. d.). Zahlreiche Flüsse münden im Norden und W., so Songwe und Rikuru. Das Klima der Uferlandschaften ist angenehm, doch fehlt Regen zur Trockenzeit fast ganz, so daß künstliche Bewässerung nötig ist. Uferlandschaften und See sind reich an Elefanten, Flußpferden, Krokodilen, Fischen u.a.; nach Aufhören der Sklavenjagden der Araber hebt sich die Bevölkerungszahl. Das Nordufer und zur Hälfte das Ostufer gehören zu Deutsch-Ostafrika, dessen Gesamtausdehnung als Deutsch-Nyassaland den Bezirk Langenburg (s. d. 2) mit Langenburg, Wiedhafen, Wangemannshöhe, Manakaleli u.a. umfaßt, der südliche Teil des Ostufers zu Portugiesisch-Ostafrika, alles übrige zu Britisch-Zentralafrika. Die Engländer haben auf dem See sieben Kanonenboote, die Englisch-Afrikanische Seengesellschaft und die Englisch-Südafrikanische Gesellschaft haben (1891) die Araber und damit den Sklavenhandel verdrängt. Seit 1893 besitzt die deutsche Regierung einen Dampfer, der nur auf dem See fährt, während Stahlboote auch auf dem obern Schire verkehren. Schon im 17. Jahrh. den Portugiesen bekannt, wurde der N. 1859 von Livingstone erreicht, 1875 von Young für die englische Mission, später von Elton und Cotterill[849] umfahren, 1894 von Wangemann und v. Schele besucht. Über den englischen Besitz s. den folgenden Artikel. Vgl. Prager, Die deutsche Dampfer-Expedition zum Nyassasee (Kiel 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 849-850.
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