Schamyl

[690] Schamyl (Schamil, d.h. Samuel), Imam und Tscherkessenhäuptling, geb. 1797 im Aul Himry im nördlichen Daghestan, gest. im März 1871 in Medina, ward Muride (Geistlicher) und neigte der Erneuerung des Sufismus zu, die bald die verschiedenen Stämme Daghestans enger miteinander verband. 1824 nahm er mit Kasi Molla an dem Aufstand gegen die Russen teil, entging bei der Erstürmung von Himry (18. Okt. 1831) durch die Russen knapp dem Tode und ward 1834 Haupt der Sufiten. Er bemühte sich, die Bergvölker Daghestans durch religiöse Begeisterung zu vereinigen; das von ihm befolgte Kriegssystem befähigte sie zu ausdauerndem Kampf. Als General Grabbe 22. Aug. 1839 die Bergfeste Achulgo eroberte, entkam S. ebenso merkwürdig wie am 29. Aug. 1849, als sie nach elfmonatiger Belagerung zum zweitenmal den Russen in die Hände fiel. 1850 nahm er am Terek und Kuban abermals den Kampf gegen die Russen auf und wurde während des Krimkrieges von Rußlands Gegnern mit Geld und Waffen unterstützt. Doch im April 1859 eroberte Jewdokimow (s. d.) Schamyls Residenz Weden; er selbst, auf dem Berge Gunib eingeschlossen, ergab sich 6. Sept. dem Fürsten Barjatinskij. Er wurde erst nach St. Petersburg abgeführt und erhielt dann Kaluga als Aufenthaltsort angewiesen, von wo er 1868 nach Kiew, 1870 nach Mekka übersiedelte. Einer seiner Söhne diente in der russischen Armee, ein andrer, Ghazi Mehmed, ging nach Konstantinopel und befehligte 1877 ein tscherkessisches Freikorps in Armenien.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 690.
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