Schandorph

[691] Schandorph, Sophus, dän. Dichter, geb. 8. Mai 1836 in Ringsted, gest. 1. Jan. 1901 in Kopenhagen, promovierte mit einer Abhandlung über Goldoni und Gozzi und trat als Nachromantiker mit verschiedenen Gedichtsammlungen (1862, 1867, 1868, 1875) und dem dramatischen Gedichte »Draußen im Walde« (1868) in die Öffentlichkeit, bis er, namentlich durch Georg Brandes' Vorlesungen, für den Naturalismus gewonnen wurde In zahllosen Romanen, Novellen und Skizzen, wie »Aus der Provinz« (1876), »Uden Midtpunkt« (1878; deutsch: »Ohne inneren Halt«, 3. Aufl., Norden 1885), »Junge Tage« (1879, dramatisiert 1887), »Fünf Erzählungen« (1879), »Kleine Leute« (1880), »Thomas Fris' Geschichte« (1881, 2 Bde., ein Zeit- und Weltbild im Stile des »Wilhelm Meister«), »Wilhelm Wangs Studienjahre« (1894), »Erste Liebe« (deutsch, Münch. 1901), »Letzte Erzählungen« (1901) u.a., schildert er das niedere Volk mit unerbittlicher Wahrheitstreue, verherrlicht das Ursprüngliche und bekämpft alles Antidemokratische. Aber sein warmes Herz, sein Humor, seine lebhafte Phantasie führen ihn oft weit ins Romanhafte hinein, und seine Fabulierfreude hat ihn oft zu übergroßer Produktion verführt. Eine Gesamtausgabe seiner Romane erschien 1903 ff., seiner Gedichte 1882, es folgten noch »Fest- und Werkeltage« (1886). »Ausgewählte Novellen und Skizzen« übersetzte Bener (Bern 1905). Vgl. seine Lebenserinnerungen: »Oplevelser« (Kopenh. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 691.
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