[244] Sedlnitzky, 1) Joseph, Graf S. von Choltitz, österreich. Polizeipräsident, geb. 8. Jan. 1778 in Troplowitz in Österreichisch-Schlesien aus einem alten böhmischen, früh nach Mähren übergesiedelten Geschlecht, gest. 21. Juni 1855 in Baden, diente zuerst beim Landesgubernium in Lemberg, kam dann als Kreiskommissar nach Brünn, 1806 als Kreishauptmann nach Troppau, später als Gubernial-Vizepräsident nach Lemberg und wurde 1815 Vizepräsident, 1817 Präsident der obersten Polizei- und Zensurhofstelle in Wien, der er bis zum Jahre 1848 als rechte Hand des Ministers Metternich vorstand. Der von ihm ausgeübte Zensurdruck und sein Polizeispürsystem trugen viel zum Ausbruch der Märzrevolution bei. Seit 1848 in Troppau und seit 1852 in Wien, betätigte er sich als edelsinniger und wohltätiger Mensch.
2) Leopold, Graf von S. (auf Geppersdorf), Bruder des vorigen, geb. 29. Juli 1787 in Österreichisch-Schlesien, gest. 25. März 1871 in Berlin, trat in den geistlichen Stand, wurde Dompropst in Breslau und 1835 Fürst bischof. Wegen seiner Weigerung, in der Frage der gemischten Ehen von der bisherigen toleranten Praxis abzuweichen, von der streng papistischen Partei verfolgt, zerfiel S. mit der Kurie, verzichtete 1840 auf das Bistum, wurde mit einem Gehalt aus Friedrich Wilhelms IV. Privatschatulle Wirklicher Geheimer Rat und Mitglied des preußischen Staatsrats und trat 1862 zur evangelischen Kirche über; er war der Letzte seines Stammes. In Berlin gründete er eine Pensionsanstalt für evangelische Gymnasiasten (Paulinum), ein Konvikt für evangelisch-theologische Studenten (Johanneum) und andre Stiftungen für die evangelische Kirche. Seine Selbstbiographie erschien Berlin 1872.