Snellman

[557] Snellman, Johan Vilhelm von, finnländ. Staatsmann, Philosoph und Publizist, geb. 12. Mai 1806 in Stockholm, gest. 4. Juli 1881 bei Helsingfors, siedelte 1813 mit seinen Eltern in deren Heimat Finnland über. Seit 1835 Dozent der Philosophie an der Helsingforser Universität, 1838 aber freimütiger Äußerungen wegen gemaßregelt, ging er 1839 nach Stockholm und lebte 1840–41 in Deutschland, wo er bald als scharfsinniger Hegelianer bekannt wurde.[557] Ende 1842 nach Finnland heimgekehrt, wurde er 1843 Schulrektor in Kuopio, trat im Wochenblatt »Saima« (1844–46) und in der Monatsschrift »Litteraturblad för allmän med borgerlig bildning« (1847–1849, 1855–63) für politische, ökonomische sowie pädagogische Reformen ein und suchte besonders das finnische Idiom zu einer im Großfürstentum herrschenden Kultursprache zu machen. 1849 siedelte er nach Helsingfors über, wo er als anerkannter Führer der Fennomanen (s. d.), jedoch in schwedischer Sprache, seine publizistische Tätigkeit fortsetzte und 1856 eine philosophische Universitätsprofessur erhielt. Seitdem wuchs sein politischer Einfluß rasch. 1863 zum Chef des Finanzdepartements im Finnländischen Senat ernannt, setzte er bei einer Zusammenkunft mit Alexander II. in Tawastehus (30. Juli) den Erlaß einer Sprachenverordnung durch, die das Finnische bei allen die eigentliche finnische Bevölkerung betreffenden Fragen juristischer und administrativer Art mit dem Schwedischen gleichberechtigt machte, wirkte für die Durchführung der Münzreform, nach deren Vollendung er geadelt wurde (1866), und suchte die Folgen der Hungersnot von 1867 zu mildern. Auch nach seinem Rücktritt (1868) beteiligte er sich, besonders auf den Ständelandtagen, eifrig am öffentlichen Leben. Seine wichtigsten philosophischen Schriften sind : »Dissertatio academica absolutismum systematis Hegeliani defensura« (Heisingf. 1835); »De vi historica disciplinae philosophicae Leibnitii meditationes« (1836); »Försök tillen framställning at logiken« (1837); »Filosofisk elementarcurs« (Stockholm 1837–40, 3 Tle.); »Om det akademiska studium« (das. 1840); »Versuch einer spekulativen Entwickelung der Idee der Persönlichkeit« (Tübing. 1841); »Läran om staten« (Stockh. 1842); »De spiritus ad materiam relatione« (Heisings. 1848). Ferner veröffentlichte er die Novellensammlung »Fyra giftermål« (Stockh. 1842, 3 Tle.; Bd. 1, deutsch von Frisch, Berl. 1844) und die Reisebeschreibung »Tyskland. Skildringar och omdömen frånen resa 1840–1841« (Stockh. 1842). Seine »Samlade arbeten« erschienen Helsingfors 1892–98 in 10 Bänden. Seine Biographie schrieb Th. Rein (Helsingf. 1895–1901, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 557-558.
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