Stremayr

[117] Stremayr, Karl Edler von, österreich. Staatsmann, geb. 30. Okt. 1823 in Graz, gest. 22. Juni 1904 in Pottschach, studierte in Graz die Rechte, trat bei der k. k. Kammerprokuratur in den praktischen Staatsdienst, war 1848–49 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, ward dann Supplent des römischen Rechts an der Universität und Staatsanwaltssubstitut in Graz, 1861 in den steirischen Landtag und Landesausschuß, 1868 von Giskra als Ministerialrat in das Ministerium des Innern berufen und war dreimal, vom 1. Febr. bis 12. April 1870, vom Mai 1870 bis 7. Febr. 1871 und vom 25. Nov. 1871 bis 15. Febr. 1879, Unterrichtsminister. Er führte die Aufhebung des Konkordats durch und brachte moderne Unterrichts- und Kirchengesetze im Reichsrat zustande, verstand es aber dennoch, mit dem katholischen Klerus ein gutes Verhältnis aufrecht zu erhalten. Nach dem Rücktritt des Ministeriums Auersperg übernahm S. 15. Febr. 1879 zunächst den Vorsitz des Ministerrats und ging im August 1879 als Justizminister mit einstweiliger Verwaltung des Unterrichtsministeriums in das Taaffesche Kabinett über, nahm aber 27. Juni 1880 seine Entlassung und schied aus dem politischen Leben. Er ward zunächst zum zweiten, dann, nach Schmerlings Rücktritt, im November 1891 zum ersten Präsidenten des Obersten Gerichtshofs ernannt und verblieb in dieser Stellung bis Februar 1899, da er zurücktreten mußte, um dem Tschechen Habietinek Platz zu machen. 1889 wurde er Mitglied des Herrenhauses; auch war er lange Jahre Kurator-Stellvertreter der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und ihr Ehrenmitglied.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 117.
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