Targum

[324] Targum (chald., Mehrzahl Targumim, »Übersetzung«), Name der aramäischen Übersetzungen und teilweise Umschreibungen des Alten Testaments. Sie sind vom Beginn des zweiten jüdischen Staatslebens an, als sich das Bedürfnis einstellte, den Synagogenbesuchern, die der hebräischen Sprache nicht mehr mächtig waren, die Bibelvorlesungen (s. Sidra und Haftara) zu übersetzen und, wenn erforderlich, durch Umschreibung zu erklären, entstanden. Die Übersetzung und Deutung geschah durch einen besonders angestellten Übersetzer, Methurgeman (»Dolmetsch«) genannt. Jahrhunderte hindurch ward, wie dies mit dem mündlichen Gesetz (s. Midrasch und Talmud) üblich war, das T. nicht niedergeschrieben. Das älteste, fast wortgetreue T. zum Pentateuch, das vermutlich im 2. Jahrh. n. Chr. in Palästina entstanden und endgültig im 5. Jahrh. in Babylon fixiert wurde, ist unter dem Namen T. des Onkelos (wahrscheinlich ostaramäische Aussprache von Aquila [s. d. 1], nach dessen griechischer Übersetzung es geordnet ist) bekannt. Weniger wörtlich ist das T. Jonathan zu den Propheten, dessen jetzige Gestalt aus dem 5. Jahrh. n. Chr. stammt und dem Jonathan ben Usiel, einem Schüler Hillels, zugeschrieben wird. Viele haggadische und halachische Erläuterungen enthält das in der zweiten Hälfte des 7. Jahrh. redigierte jerusalemische T. (T. Jeruschalmi I u. II). Gleichzeitig, vielleicht noch später, entstand das T. zu den Hagiographen (mit Ausnahme von Daniel, Esra und Nehemia). Zum Buch Esther gibt es zwei Targumim, während das zu den Sprüchen Salomos eine jüdische Bearbeitung der syrischen Bibelübersetzung, der Peschittha, ist. Vom Pentateuch existiert auch ein samaritanisches T. (T. schomroni). Das T. ist den sogen. rabbinischen Bibeln[324] und Polyglotten beigedruckt, das zum Pentateuch ist 1884 von Berliner, das zu den Propheten 1872 und und zu den Hagiographen 1873 von de Lagarde, das T. jeruschalmi 1899 von Ginsburger und das des Jonathan ben Usiel von demselben 1903 neu ediert worden. Ein Lexikon zu den T. gab Levy (3. Ausg., Leipz. 1881), eine »Chrestomathia targumica« Merx (Berl. 1888) heraus. Die Literatur über T. s. in Winter u. Wünsche, Die jüdische Literatur, Bd. 1, S. 692 (Trier 1894), und bei Strack, Einleitung in das Alte Testament, S. 205 ff. (6. Aufl., Münch. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 324-325.
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