[403] Tempelgesellschaft, eine 1854 in Württemberg entstandene, 1859 aus der Kirche ausgeschlossene, 1861 selbständig organisierte religiöse Sekte, die sich seit 1868 in Palästina angesiedelt und die drei an der syrischen Küste gelegenen »Tempelkolonien« Haifa, Jafa und Sarona samt einer vierten in Jerusalem gegründet hat. Die Zahl der dort lebenden deutschen Templer beträgt etwa 1150. Im J. 1904 wurde eine fünfte Niederlassung Hamidije-Wilhelma bei Lydda eröffnet. Die vom Deutschen Reich unterstützten Gemeinden sind gut organisiert und besitzen in Jerusalem eine höhere Schule, in Jafa ein Töchterinstitut und ein Krankenhaus; ihre Glieder haben sich als tüchtige Kolonisten bewährt und auch um Weg- und Straßenbau verdient gemacht. Haupt der T. war bis zu seinem 1885 erfolgten Tode Christoph Hoffmann (s. d. 13), der 1878 den Zentralsitz der T. nach Jerusalem verlegte. Vgl. dessen Schriften: »Okzident und Orient. Eine kulturgeschichtliche Betrachtung vom Standpunkte der Tempelgemeinden in Palästina« (Stuttg. 1875) und »Mein Weg nach Jerusalem« (das. 188185, 2 Bde.). Nachdem er in christologische Ketzereien verfallen war, sagte sich 1874 der Reichsbrüderbund in Haifa unter Hardegg (gest. 1879) von dem Haupttempel los. Hoffmanns Nachfolger wurde Chr. Paulus (gest. 1893). Vereinzelte Anhänger des Tempels gibt es, abgesehen von Württemberg (etwa 400), in Norddeutschland, [403] Nordamerika und Rußland. Die einstige Polemik gegen die Sakramentskirche ist gegenwärtig ganz hinter der Kolonisation zurückgetreten. Vgl. Fr. Lange, Geschichte des Tempels (Jerusalem 1899) und Das Glaubensbekenntnis des Tempels (Marbach 1870); E. Kalb, Kirchen und Sekten der Gegenwart (2. Aufl., Stuttg. 1907). In Selma Lagerlöfs (s. d.) Roman »Jerusalem« findet sich eine gute Charakteristik der T.