Tritheim

[729] Tritheim (latinisiert Trithemius, nach seinem Geburtsort; eigentlich Heidenberg), Johannes, Humanist, geb. 1. Febr. 1462 zu Trittenheim im Trierschen, gest. 13. Dez. 1516 in Würzburg, studierte seit 1478 in Heidelberg, trat 1482 in das Benediktinerkloster Sponheim bei Kreuznach, wurde bereits 1485 Abt desselben und siedelte, da er sich durch seine strenge Zucht verhaßt gemacht hatte, 1506 Abt des Schottenklosters[729] nach Würzburg über. Wegen seiner Gelehrsamkeit bei den Zeitgenossen hochangesehen, ließ er sich durch seinen Hang zum Phantastischen und Mysteriösen schließlich zu Fälschungen verleiten. So sind der Mönch Meginfried, auf den er sich in seinen berühmten »Annales Hirsaugienses« beruft, ebenso der Chronist Hunibald, auf den er die unvollendeten »Annales de origine Francorum« zurückführt, erfunden. Zuverlässiger sind seine literargeschichtlichen Arbeiten »De scriptoribus ecclesiasticis«, »De luminibus sive de viris illustribus Germaniae«, »De viris illustribus ordinis S. Benedicti«. Von den übrigen Schriften nennen wir die »Steganographia« und »Polygraphia«, Anleitungen zu einer Geheimschrift, den »Antipalus maleficiorum« gegen die Zauberei, in dem er sich zum Hexenglauben bekennt, und den »De septem intelligentiis libellus« von den sieben Planetengeistern, welche die Welt regieren. Freher gab seine »Opera historica« (Frankf. 1601, 2 Bde.), Busäus die »Opera spiritualia« (Mainz 1604) und »Paralipomena« (das. 1605) heraus. Vgl. Silbernagl, Johannes Trithemius (2. Aufl., Regensb. 1885); Schneegans, Abt Johannes T. und Kloster Sponheim (Kreuzn. 1882).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 729-730.
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