Tschenstochow

[772] Tschenstochow (Czenstochowa), Kreisstadt im russisch-poln. Gouv. Petrokow, links an der Warthe (Warta), Knotenpunkt der Eisenbahnen Warschau-Wien und Herby-T. sowie einiger kleiner Zweigbahnen, besteht aus zwei früher gesonderten Teilen, der Alt- und Neustadt (letztere am Fuße des Klarenbergs), die jetzt durch eine schöne Straße miteinander verbunden sind. Auf der entgegengesetzten Seite des Klarenbergs liegt die Vorstadt Sta. Barbara; auf der Höhe des Berges selbst aber befindet sich ein Kloster vom Orden des heil. Paul des Eremiten mit einem wundertätigen Marienbild (einem schwarzbraunen, sehr unscheinbaren Bild byzantinischen Ursprungs, auf Zypressenholz gemalt), das der berühmteste Wallfahrtsort für die Katholiken Rußlands ist und selbst von Schlesien, Posen und Westpreußen sowie von Galizien her besucht wird. Die Zahl der Wallfahrer beträgt im Jahresdurchschnitt über 200,000. Das Kloster ist überreich an Schätzen, war in früherer Zeit stark befestigt und stand bis 1765 unter dem militärischen Kommando eines Ordensgeistlichen. T. hat ein großes Denkmal Alexanders II. vor dem Kloster, ein Gymnasium, eine Gartenbauschule, eine städtische Kreditgesellschaft, Filialen der Staats- und andrer Banken, eine ansehnliche Industrie, namentlich eine Jutefabrik, Woll- und Baumwollspinnereien, Eisengießereien und (1900) 53,650 Einw. – 1770 wurde fast die ganze Altstadt von T. durch eine Feuersbrunst zerstört. Das Kloster, das »Eremitenkloster« genannt, wurde von Wladislaw Jagello gestiftet, der das Marienbild aus Belcz in Galizien nach T. schaffte. 1430 plünderten es die Hussiten; 1500 begann man mit der Befestigung; 1655,1657, wo König Johann Kasimir sich hinter seine Mauern flüchtete, und 1704 wurde es von den Schweden erfolglos belagert; 1772 erlag es den Russen und 1793 den Preußen. 1813 wurden seine Wälle geschleift.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 772.
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