Unterchlorige Säure

[935] Unterchlorige Säure HClO entsteht neben Quecksilberoxychlorid, wenn man Chlorwasser mit Quecksilberoxyd schüttelt, auch bei Destillation von Chlorkalk mit Borsäure. Beim Einleiten von Chlor in kalte, verdünnte Kalilauge entsteht Chlorkalium und unterchlorigsaures Kali. U. S. ist eine so schwache Säure, daß ihre Salze durch Kohlensäure zersetzt weiden. Mäßig konzentrierte Lösungen der Säure lassen sich destillieren und durch Fraktionierung konzentrieren, während sehr schwache oder sehr starke Säure sich bei der Destillation zersetzt. Konzentrierte u. S. ist orangegelb, verdünnte fast farblos, riecht eigentümlich chlorähnlich, schmeckt ätzend, zerfällt leicht in Chlormonoxyd (Unterchlorigsäureanhydrid) Cl2O und Wasser oder in Chlor und Chlorsäure und wirkt sehr stark oxydierend und bleichend. Ihre Salle (Hypochlorite) sind im festen Zustand nicht bekannt; sie sind sehr unbeständig, ihre verdünnten Lösungen geben beim Kochen Chlorsäurefall und Chloride, die konzentrierten Chloride und Sauerstoff; sie entwickeln beim Erhitzen mit verschiedenen Metalloxyden, wie Kobaltoxyd oder Kupferoxyd, Sauerstoff; sie bleichen langsam, nach Zusatz einer Säure aber sehr energisch, auch schon bei Einwirkung der Kohlensäure der Luft. Die unterchlorigsauren Alkalien sind in den Bleichflüssigkeiten (Eau de Javelle und Eau de Labarraque) enthalten, unterchlorigsaure Magnesia in Ramsays oder Grouvelles, das Zinksalz in Varrentrapps Bleichflüssigkeit, das Aluminiumsalz in Wilsons Bleichflüssigkeit. Über das Kalksalz s. Chlorkalk.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 935.
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