Dithionige Säure

[194] Dithionige Säure (Chem.), unterschweflige Säure, S2O2, ist nur in Verbindung mit alkalischen Basen bekannt. Das Natronsalz wird dargestellt, indem man die Lösung eines schwefligsauren Salzes mit Schwefelblumen digerirt od. in siedende Natronlauge Schwefel einträgt, in letzterem Falle bildet sich außerdem auch Schwefelnatrium. Es bildet sich ferner, wenn man Zweifach-Schwefelkalium in wässriger Lösung an der Luft stehen läßt od. Zink u. Eisen in schwefeliger Säure löst. Man benutzt es wegen seiner Eigenschaft, mit Silberoxyd ein in Wasser lösliches Doppelsalz zu bilden u. frisch gefälltes Chlor- u. Iodsilber aufzulösen, um in der Daguerreotypie u. Photographie nach der Herstellung der Bilder das vom Licht nicht veränderte Iodsilber von der Silberplatte od. dem Papier zu entfernen; es dient ferner zur Beseitigung des Chlors aus gebleichten Gegenständen, des Antichlor, obgleich man hierzu zweckmäßiger schwefligsaures Natron verwendet. Mit Säuren übergossen zerfallen die dithionigen Salze in schweflige Säure u. Schwefelmilch. Wird eine mit Salzsäure versetzte Lösung einiger Metalloxyde, z.B. Quecksilberoxyd, mit dem Ratronsalz versetzt, so bildet sich unlösliches Schwefelmetall; andere Metalloxyde, z.B. Zinnoxyd, werden auf diese Weise nicht gefällt; man hat deshalb die Anwendung des Natronsalzes in der analytischen Chemie zur Trennung gewisser Metalloxyde vorgeschlagen. Mit Salzsäure u. Antimonchlorür bildet es Antimonzinnober, ein Oxysulfuret.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 194.
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