Villèle

[168] Villèle (spr. wilǟl'), Joseph, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 14. Aug. 1773 in Toulouse, gest. daselbst 13. März 1854. widmete sich dem Seedienst und ging 1791 nach Westindien, wo er auf der Insel Bourbon sich gut verheiratete. 1803 heimgekehrt, lebte er während der Kaiserzeit als Privatmann. Nach der zweiten Restauration wurde er Maire in Toulouse und Mitglied der berüchtigten Kammer von 1815. Seine Laufbahn als Wortführer der Ultraroyalisten begann in der Kammer von 1816. Im Dezember 1820 ward er in das Ministerium Richelieu gezogen; nach dessen Sturz im Dezember 1821 übernahm er in dem neuen Ultraministerium die Finanzen und 4. Sept. 1822 das Präsidium. Die Invasion in Spanien zur Wiederherstellung des Absolutismus war hauptsächlich sein Werk; auch setzte er die Emigrantenentschädigung ins Werk, begünstigte die Ausbreitung der Jesuiten über das Land, schuf die Septennalität der Kammern, erfand die Rentenreduktion und brachte ein Sakrilegiengesetz in Vorschlag. 1827 entlassen und zum Pair ernannt, zog er sich bald darauf nach Toulouse zurück. Vgl. »Mémoires et correspondance du comte V.« (Par. 1887–89, 5 Bde.); Mazade, L'opposition royaliste. Berryer, de V., de Falloux (das. 1894).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 168.
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