[172] Villon (spr. wijóng, hieß eigentlich de Montcorbier), François, franz. Dichter, geb. 1431 in Paris, studierte daselbst bis zum magister artium 1452, ergab sich aber früh einem ausschweifenden Leben, wurde infolge eines 1455 in der Notwehr verübten Totschlags aus Paris verbannt, war dann Mitglied einer Diebsbande la Coquille, wurde 1457 wegen Diebstahls zum Galgen verurteilt, und befand sich 1461 im bischöflichen Gefängnis zu Meung-sur-Loire, aus dem ihn die Amnestie bei der Thronbesteigung Ludwigs XI. befreite. Wir finden ihn 1463 in Hast zu Paris, wo er, zum Galgen verurteilt, seine Ballade von den Gehängten dichtete. Da er appellierte, wurde die Strafe in zehnjährige Verbannung aus Paris gemildert. Wahrscheinlich ist er wenige Jahre nachher gestorben. V. ist der erste wahrhaft moderne Dichter Frankreichs, der erste, der, auf Allegorie und Rhetorik verzichtend, den rechten Ton des Herzens trifft. Seine Gedichte zeigen frische Natürlichkeit und poetischen Glanz, Zartheit und Tiefe des Gefühls, zuweilen auch beißenden Witz und zynische Ausgelassenheit. Seine Dichtungen »Le grand testament de V. et le petit, son codicille, le jargon et ses ballades« (zuerst 1489) wurden bis 1542: 27mal herausgegeben, besonders von Marot (1533) auf Befehl Franz' I.; seitdem am besten von Longnon (Par. 1892; danach von W. von Wurzbach, Erlang. 1903) und in billiger Ausgabe von Schneegans (Straßb. 1907); eine deutsche Übersetzung lieferte Ammer (Leipz. 1907). Die Stockholmer Handschrift ist in Faksimiledruck herausgegeben von M. Schwob (Par. 1905). Die »Repues franches« sind nicht von ihm. Vgl. G. Paris, François V. (Par. 1901). V. ist der Held eines Lustspiels von Jehanne d'Orliac (Par. 1906).