[230] Volksbelustigungen, die bei feierlichen Gelegenheiten dem Volk unentgeltlich dargebotenen oder mit Volksfesten (s. d.), Schützenwiesen, Jahrmärkten etc. verbundenen öffentlichen Vergnügungen, namentlich gewisse Preiswettspiele, wie z. B. die Kletterstangen, welche die Gaben an der Spitze tragen, aber in der obern Hälfte mit einer schlüpfrigen Masse bestrichen sind; das Schweinespiel, bei dem ein Schweinchen mit glattrasiertem und mit Seife bestrichnem Schwänzchen demjenigen versprochen wird, der es am Schwanz mit bloßer Hand greifen und festhalten kann; die Preisringer, -Springer und -Wettläufer mit Hindernissen, namentlich die Sackläufer, die in dicht unter dem Kinn zugeschnürte [230] Mehlsäcke gesteckt waren und vor Erreichung des Zieles um so häufiger Purzelbäume schossen, je hitziger sie wurden. Im Altertum war bei gleichen Gelegenheiten ein Schlauchtanz, wobei sich die Tänzer auf lufterfüllten Bälgen zu bewegen hatten, und im Mittelalter das Rolandspiel beliebt, letzteres eine Art Ringstechen, bei dem man im Vorbeireiten gegen den kleinen Schild einer drehbaren Rolandfigur stieß, die den ungeschickten Stecher mit Asche oder Mehl aus einem in der andern Hand gehaltenen Aschebeutel überschüttete. In manchen Museen sieht man noch die dazu dienenden beweglichen Rolandbilder. In Alt-London wurde das Rolandstechen zu Wasser geübt, wobei die Preisbewerber auf schnell vorübergeruderten Kähnen standen und bei jedem Fehlstoß ins Wasser purzelten. Zu den rohesten V. gehört das Prellen (s. d.). Auch die Glückshäfen (s. d.), Würfelbuden, auf offenem Platze am Spieße gebratene Ochsen, ein Wein statt Wasser liefernder Springbrunnen, Feuerwerke, Karusselle, Rutschbahnen, Hahnschlag durften bei festlichen Veranstaltungen nicht fehlen, denen früher auch meist Seiltänzer, Zirkuskünste, Stiergefechte, Kasperletheater, Schaubuden etc. zugesellt wurden.